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ISS – Ein Spiegelbild der Erde

Regie: Gabriela Cowperthwaite

Besetzung: Ariana DeBose, John Gallagher Jr., Masha Mashkova, Pilou Asbæk, Costa Ronin, Chris Messina

Erscheinungsdatum: 18.07.2024

Trailer: (41) I.S.S. Trailer German Deutsch (2024) – YouTube

Die International Raumstation ISS (International Space Station) ist ein Symbol der Zusammenarbeit zwischen der U.S.A. und Russland. Soweit die Theorie und der gute Ansatz. Was passiert aber, wenn – wie es aktuell geschieht – weiterführende Konflikte zwischen U.S.A. und Russland auf der Erde geschehen. Es ist eine wichtige Tatsache, dass die Astronauten Befehlen von der Erde folgen müssen.

Das ist das grundlegende Spannungsfeld des Thrillers ISS. Das sehr gute Drehbuch geht aber noch weit darüber hinaus. Neben den puren Fakten sind es 6 Menschen, welche zum Zeitpunkt der Handlung in der ISS auf engstem Raum und unter fragilen Lebensbedingungen leben. Alle 6 haben unterschiedliche Charaktere, Lebenssituationen, Pflichtverständnisse und Moralvorstellungen.

In diesen Mix werden während des Films die Schrauben auch noch weiter angezogen, so dass trotz der Lautlosigkeit im Raum die Spannungsfelder fast hörbar knistern. Klar hervorzuheben ist die fantastische genaue Dramaturgie des Drehbuchs. Die kleinsten Handlungen und Aktionen passen ins Bild und sind nachvollziehbar. Eine harmlose Situation wie das zubereiten eines Sandwiches mit einem Messer (!) wird hier zur Nagelprobe.

Das gute Drehbuch wird durch die persönlichen und uneitlen Darstellungen der Schauspielenden umgesetzt. Die einzelnen Rollen werden hierbei auch in ihren Schattenseiten dargestellt ohne die Personen zu verraten. Auch wenn eine Handlung scheinbar als schlecht oder unmoralisch interpretiert werden kann ist sie nachvollziehbar und wirkt nicht konstruiert.

An einem zentralen Punkt wird das Spiegelbild der ISS zur Erde ganz besonders deutlich. Als die beiden Anführer der beiden Nationen in einen zentralen Konflikt geraten wird deutlich wie zerstörerisch die aktuellen Machtstrukturen auf der Erde und somit auch auf der ISS sind. Nachdem dies offenbar wurde fiebert man dem Ende des Films und deren Auflösung zu. Wenn man der Meinung ist, dass ein gut durchdachtes Ende eines Films ein zentrales Qualitätsmerkmal ist, so geht man Ende sehr zufrieden in die Realität auf der Erde zurück.

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The Dead Don’t Hurt – Eine Zeit ohne Schmerzen

Regie, Darsteller: Viggo Mortensen

Besetzung: Vicky Krieps, Viggo Mortensen, Danny Huston, Garret Dillahunt und Roy McKinnon

Erscheinungsdatum: 08.08.2024

Trailer: https://youtu.be/Xgv25Ni_jv0?feature=shared

Es ist ein ungewöhnlicher Anfang, der sofort eine veränderte Art der Wahrnehmung hervorruft. Stille und eine sterbende Frau mittleren Alters. Diese lange Kamerafahrt bringt den Zuschauer sanft in den Film, in diese harte Welt, in diese Zeit und in diese Ruhe des Todes. Nicht ohne dies in der nächsten Szene sofort radikal zu konterkarieren.

Die Geschichten werden vom Ende her erzählt, ohne dabei die Spannung oder die Neugier zu nehmen. Lange Teilerzählungen werden uns klar oder mit vielen Anspielungen präsentiert und ergeben ein immer klareres Puzzle. Wir erkennen Zusammenhänge so wie sie auch die Protagonisten und Antagonisten erkennen.

Trotzdem laueren einige Wendungen, Überraschungen und auch Teil von Hoffnung in dieser teils trostlosen und teils wunderschönen Welt der Zeit in Amerika rund um den Bürgerkrieg. Es ist ganz klar ein Film von Viggo Mortensen, welcher auch als Schauspieler den Zuschauer an die Hand nimmt. So trägt er die Stimmung in seinen Blicken und wenigen aber faszinierenden Aktionen. Es ist ein bewusster Film, der die Konsequenzen des eigenen Handels extrem klar darstellt.

„The Dead Don’t Hurt“ ist wieder mal ein Western, der das verschobenen frühere Bild der Western klar rückt und uns diese Welt näherbringt. Teilweise möchte man dort sein und teilweise weit weg davon. Das sind eben die 2 Seiten der Geschichte und diese Ambivalenz nehmen wir mit in unseren Alltag.

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PROBLEMISTA – Tilda Swinton ist unsterblich

Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller: Julio Torres

Besetzung: Julio Torres, Tilda Swinton, RZA, Isabella Rosselinni

Erscheinungsdatum: 13.06.2024

Trailer: PROBLEMISTA

PROBLEMISTA ist nicht nur ein sehr persönlicher Film für Julio Torres, sondern auch sein Spielfilmdebüt als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller. So ist es sensationell, dass er Tilda Swinton, Isabella Rossellini und weitere Charakter-Darsteller dafür gewinnen konnte. Nach dem Film wird es aber auch klar warum sie für dieses Projekt zugesagt haben. PROBLEMISTA hat eine eigene Ästhetik, eine eigene Erzählung und viele andere Eigenheiten. Das zeigt sich schon von Anfang an bildlich am eigentümlichen Gang des Protagonisten Alejandro (Julio Torres).

… ihre Mission …

Man erlebt an der Seite von Alejandro wie er mit aller Macht seinem Traum in Amerika nachjagt und dabei definitiv nicht den geraden Weg nimmt. Diesen gibt es nämlich einfach nicht. So hat Alejandro extrem viele PROBLEMISTA!!! Um diese darzustellen, wechselt der Film mühelos die Erzählebenen und landet bei einer unmöglichen konkreten Aufgabe, welche Alejandro lösen muss, um sein Ziel zu erreichen.

… auf dem Weg zu Ihrer Mission …

Als Gegen- / Mitspielerin, Komplizin und Monster an seiner Seite hat er Tilda Swinton, welche man selten so authentisch und real gesehen hat. Sie ist eine Naturgewalt, welche erschaffen und auch zerstören kann. Aber immer mit einer klaren Absicht und einer radikalen Ehrlichkeit und Direktheit.

So reift Alejandro an seiner Aufgabe und der Kinozuschauer kann viele Parallelen zu seinen eigenen Herausforderungen finden. So nimmt man mit PROBLEMISTA viel Mut und Leidenschaft mit in sein Leben. Alejandro ist ein klares Bild des Träumers, der es auf sich nimmt in der harten Realität dem Kampf zu stellen. Dabei weicht er nicht von der Stelle und besiegt die Drachen. Der Schatz ist ihm am Ende sicher und das ist alles andere als märchenhaft.

Große Ideen!!!
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Challengers – Rivalen: Eine Liebeserklärung an das Tennis

Regie: Luca Guadagnino

Besetzung: Zendaya, Mike Faist, Josh O’Connor

Erscheinungsdatum: 25.04.2024

Trailer: (31) CHALLENGERS – RIVALEN Trailer #2 Deutsch German (2024) – YouTube

„Challengers – Rivalen“ ist ein Film, der den Dingen auf den Grund geht. In vielen Rückblenden baut er die Beziehung und Geschichten der 3 Charaktere auf. Denn neben den beiden Tennis-Rivalen Art und Patrick ist die angehende Profi-Tennisspielerin Tashi der Nährboden für die Eskalation der Rivalität. Sie ist der Zündstoff dieses Films. Mit 132 Minuten hat „Challengers – Rivalen“ Überlänge und diese Zeit nutzt er um uns als Zuschauer in die Realität der Tennisprofis zu locken. Dass hierbei scheinbare Längen entstehen ist gewollt und so geraten wir immer tiefer in den Strudel des Profisports.

Es ist eine sehr komplexe Dreiecksbeziehung, die man in vielen Facetten miterleben darf. Große Erfolge und Schicksalsschläge geben sich hier die Klinke in die Hand und setzen den Nährboden für ein doch auch zu Teilen sehr alltägliches Leben. Der Spagat zwischen diesen beiden Polen ist für alle drei ein ständiger Konflikt.

Eine lange Erzählung macht immer dann Sinn, wenn am Ende alles ineinanderläuft und im besten Fall noch zu einem fantastischen Finale führt. Darum geht es ja im Sport generell und im Tennis im Speziellen. Um ein spannendes und hitziges Finale. In „Challengers – Rivalen“ kommt man dabei voll auf seine Kosten. Nicht nur inhaltlich steigert der Film am Ende sein Tempo radikal, sondern auch filmtechnisch. Komplette Wechsel in neue ungewohnte Perspektiven, schnelle Schnitte und Zeitlupen wechseln stetig. Dieser Zauberwirbel bildet den Höhepunkt in allen Aspekten und man versteht den langen und intensiven Aufbau.

Am Ende verlässt man den Film wie nach einem großartigem Tennismatch. Leicht aufgedreht, inspiriert und mit dem Gefühl an etwas Großartigem teilgenommen zu haben. Das ist Tennis, das ist Kino und das ist in diesem Film die perfekte Mischung. Der Regisseur Luca Guadagnino hat uns ja schon oft in seine Geschichtswelten gelockt, aber in diesem Film hat er es auf die Spitze getrieben. Italiener sind eben einfach unschlagbar in Ihrer Tragik. Bravissimo Maestro.

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Es sind die kleinen Dinge – Die Kraft des französischen Kinos

Regisseur: Mélanie Auffret

Darsteller: Michel Blanc, Julia Piaton, Lionel Abelanski, Marie Bunel

Erscheinungsdatum: 18.04.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QP8SpsXFy4E

Das französische Kino findet leider selten in Deutschland statt. Deshalb ist es umso schöner, dass „Es sind die kleinen Dinge“ am 18.04.2024 in über hundert deutschen Kinos startet. Mit dabei sind in Frankreich sehr bekannte Schauspieler wir Michel Blanc und Julia Piaton. Im Vergleich zu Frankreich sind diese aber in Deutschland deutlich weniger bekannt. Dabei findet sich hier vieles, dass französisches Kino ausmacht: Authentische Schauspielende, gute Geschichte, Charakterentwicklungen und vor allem viel Charme.

Es geht um ein kleines Dorf in Frankreich, dass immer mehr vom Wegzug der Einheimischen betroffen ist. Alice De Guennic, die Bürgermeisterin / Lehrerin und Mädchen für alles, kämpft gegen diese Entwicklung mit viel Herzblut. Spannend sind hier vor allem die vielen Charaktere im Dorf, die man im Lauf des Films lieb gewinnt. Sie alle haben Ihre Geschichten/Nöte/Träume und sind eng verbunden. Das erzeugt einerseits eine heimelige romantische Stimmung, aber es wird auch klar, dass die Entwicklung nur schwer aufzuhalten ist.

Das Schöne an „Es sind die kleinen Dinge“ ist die Ehrlichkeit und Klarheit. Die Geschichten werden erzählt ohne zu werten und das Ende ist versöhnlich aber nicht kitschig. So geht man am Ende aus dem Kino mit dem Gefühl die Menschen im Dorf verstanden zu haben und etwas für das eigene Leben mitgenommen zu haben. Das ist die Kraft und der Zauber des französischen Kinos.

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GOLDA – Israels eiserne Lady – Ein Film der vermutlich nie zur passenden Zeit gezeigt werden kann

Regisseur: Guy Nattiv

Darsteller: Helen Mirren, Liev Schreiber, Camille Cottin, Ellie Piercy, Henry Goodman

Erscheinungsdatum: 30.05.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QP8SpsXFy4E

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Das Thema Israel als eigenes Land ist schon seit seiner Gründung ein brisantes und vielschichtiges Thema. Deshalb ist es gut hier Fakten zu kennen und so wenig als möglich zu werte. Dabei kann „Golda – Israels eiserne Lady“ helfen, obwohl die Perspektive sicher einseitig ist. Um die Person Golda Meir als israelische Ministerpräsidentin zu verstehen ist er aber sehr gut geeignet. Er ist sehr faktisch orientiert und nimmt die Sache ernst und soweit es geht ohne Pathos. Der Film konzentriert sich auf die zehn Tage des Jom-Kippur-Krieges im Jahr 1973, in denen die israelische Premierministerin Golda Meir einige der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens treffen musste.

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Helen Mirren erweist sich hierbei als die ideale Besetzung und auf den ersten Blick ist nicht als Helen Mirren erkennbar. So sehr ist sie in die Rolle der Golda Meir geschlüpft, dass ihr eigenes Gesicht ganz verschwindet. Man folgt dieser beeindruckenden alten Dame durch die Tage der Krise auf Schritt und Tritt. Man erlebt die Tragik und Schwere ihres Amtes fast am eigenen Leib und das schafft Verständnis. Auch ihr Stab wird als Menschen dargestellt, welche mit den Ängsten, Eitelkeiten und Verlusten umgehen müssen. Dabei gibt es viel Scheitern, aber auch Hoffnung.

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Das Ende ist versöhnlich und tragisch zugleich. Es lässt die Hoffnung auf einen Frieden auch jetzt aufkommen, zeigt aber auch das große Leid, welcher ein Frieden immer mit sich trägt. Wenn man diesen Film betrachtet, sollte man deshalb am besten nicht werten oder sich für eine Seite entscheiden, sondern die Fakten betrachten und lernen.

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Ein Glücksfall – Woody Allen überrascht uns wieder mal

Regisseur: Woody Allen

Darsteller: Lou de Laâge, Valérie Lemercier, Melvil Poupaud, Niels Schneider

Erscheinungsdatum: 11.04.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QP8SpsXFy4E

Oh ja, er ist wieder da. Derjenige, der uns schon so oft durch Geschichten, Realitäten und Absurditäten geführt hat: Woody Allen. Wohl jeder von uns hat seine Glücks- und Schreckensmomente mit Mr. Allen und nennt ihn gerne Woody. Es ist oft eine persönliche Beziehung mit seinen Welten, in die er uns nur zu gerne mitnimmt. Dabei wird es auch manchmal ein wenig zu persönlich. Vor allem in der Zeit als er selbst große Teile der Filme selbst als Darsteller ausfüllte.

Ganz anders ist es aber in „Ein Glücksfall“. Schon seit längerem hat Woody seinen Weg in schöne reiche Umgebungen gewählt, welche dann langsam, aber unaufhaltsam abblättern. Dabei beginnt alles so positiv. Fanny und Jean sind ein Traumehepaar mit viel Geld und keinen Sorgen. So schön kann ein Leben sein, wenn man ausgesorgt hat. Dann trifft Fanny aber ihren alten Schulfreund Alain zufällig auf der Straße. Nachdem Sie hier zuerst zögerlich ist, erweist sich aber auch dieses Treffen als Glücksfall, steht aber in Konflikt mit dem ersten Glücksfall. Weitere Glücksfälle folgen, machen aber vieles noch schlimmer.

Es ist faszinierend, wie hier das eine Glück zum Unglück des anderen Glücks wird. Dabei ist nichts schwarz und weiß, sondern eher grau bis düster und auch mal naiv. Die Gefühle schwanken hin und her. Scheinbare Lösungswege funktionieren und gehen dann doch schief. Oder doch nicht. Das ist spannend und so vergeht die Zeit in „Ein Glücksfall“ wie im Flug. Nur der letzte Glücksfall ist ein kleiner Wermutstropfen. Aber das entscheidet ja jeder für sich selbst.

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Achtsam Morden durch bewusste Ernährung

Autor: Karsten Dusse

Darsteller: Björn Diemel, Joschka Breitner

Erscheinungsdatum: 11.01.2024

Verlagshinweis: https://www.penguin.de/Buch/Achtsam-morden-durch-bewusste-Ernaehrung/Karsten-Dusse/Heyne/e598759.rhd

Im sechsten Band seiner Romanserie erwischt uns der Autor Karsten Dusse da wo es wirklich weh tut. Bei unserem „leichtem“ Übergewicht. Der achtsame Björn Diemel muss sich langsam aber sicher der Realität stellen. Er hat im goldenen Käfig ein wenig Fett angesetzt. Das ist für seinen jetzigen „Beruf“ teilweise sehr bedrohlich und so ist er gezwungen sich seinem inneren Schweinehund zu stellen. Dabei lernt er aber auch neue Skills welche er bei den Ganoven mit denen er ansonsten zu tun hat gut verwenden kann.

Karsten Dusse versteht es wieder wie kein Zweiter uns langsam in seine Geschichte hineinzuziehen. Er wirft kleine Köder aus welche wir lösen und Zack hat er uns an der Angel. Seine guten Vorsätze könnten ebenso unsere sein und es ist faszinierend, wie er diese wirklich nachhaltig umsetzt. Dabei neigt er wie so oft zu einer gewissen Radikalität, welche er liebevoll Achtsamkeit nennt. Die Romane von Karsten Dusse sollten ein Warnschild auf dem Einband ausweisen: ACHTUNG, nach der Mitte des Buches ist ein Weglegen nicht mehr möglich!!!!

Geschickt ist auch die Veröffentlichung Anfang des Jahres. Ein Zeitpunkt in dem wir uns den guten Vorsätzen stellen und diese nun wirklich mal nachhaltig umsetzen wollen. Es gibt aber auch noch gute Vorsätze rund um die Romanserie. Für die Serie „Achtsam Morden“ bei NETFLIX wurde nun der CAST vorgestellt. Der Protagonist Björn Diemel soll von Tom Schilling gespielt werden. Wir wollen mal sehen wie dieser Vorsatz dann umgesetzt wird.

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The Palace – Roman Polanski ist wieder da

Regisseur: Roman Polanski

Darsteller: Mickey Rourke, Fanny Ardant, Oliver Masucci, Milan Peschel, John Cleese

Erscheinungsdatum: 18.01.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mEqHZgXw9iw

Steigen Sie ein in eine wilde Pferdeschlittenfahrt durch die beste Schweizer Location für überalterte Reiche und deren Anhang. Niemand weniger als Roman Polanski ist der Kutscher und er nimmt wenig Rücksicht auf seine Fahrgäste. Etliche der Gäste kommen hierbei unter die Räder und die Sucht nach der ewigen Jugend oder die Angst vor dem Altern ist allgegenwärtig.

Es fällt schwer hier jemanden der Darsteller hervorzuheben. Trotz der teils sehr grotesken Settings stehen die Schauspieler zu Ihren Rollen. Sie sind gewiss komisch, aber nie lächerlich. Sie sind gnadenlos ehrlich, aber nie respektlos. Daneben stimmt auch immer das Timing und es ist einfach nicht vorherzusehen, was schon hinter der nächsten Ecke dieses Hotels lauert. Denn nicht nur die Gäste sind in die Jahre gekommen, auch das Hotel ist nicht von heute und bemüht sich ebenso gut auszusehen.

Das Ende hätte ggf. in einem noch größeren Chaos enden können, aber dann wäre vermutlich viel gutes Handwerk durch Klamauk vernichtet werden. So gibt es ein würdevolles Ende bei dem jeder mit mindestens einem blauen Auge und anderen Bläsuren davonkommt. Aber immerhin haben fast alle überlebt.

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Der Untersberg – Widrige Umstände

Musikalische Leitung: Georg Hermansdorfer

Solisten: Kayo Hashimoto (Sopran), Rainer Bopp (Heldenbariton), Andreas Agler (Bariton), George Vincent (Tenor)

Weiteres Ensemble: Männer Gesang Verein (MGV) Degerndorf, Chor und Orchester der erlesenen oper e.v. Halfing

Gastspiel: 27.10.2023 – 19:30 Uhr – Kolpinghaus, Festsaal, München

Das war eine große Herausforderung für das Gastspiel in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Festsaal im Kolpinghaus ist eher ein Mehrzweckraum mit einer kleinen Bühne. Auf der Bühne hatten die Sänger und die beiden Chöre nur wenig Platz. Die Fläche davor reichte knapp für das Orchester und die Pauken wurden unter den Balkon gesteckt. Auch der Zuschauerraum musste während der Aufführung beleuchtet bleiben, da ansonsten die Musiker Ihre Noten nicht gesehen hätten. Kein idealer Rahmen, aber das Ensemble lies sich davon nicht unterkriegen. Tapfer und souverän brachten sie die große romantische Oper „Der Untersberg“ von Johann Nepomuk von Poißl zur Aufführung. Sie stemmten sich gegen die widrigen Umstände und schafften es teilweise die Zuschauer in die alpenländische Gegend mitzunehmen.

Besonders gelungen war die Darbietung des Heldenbaritons Rainer Bopp, welcher den entmachteten Fürsten Odorich von Amalfi mit viel Einfühlungsvermögen und Respekt darstellte. Sein tragender Heldenbariton konnte auch durch den nüchternen Saal nicht getrübt werden und bekam verdienten Szenenapplaus. Ein weiterer Höhepunkt war das Zusammenspiel des MGV Degerndorf mit dem Bariton Andreas Agler. Der Chor war eine Stimme, welche von vielen Stimmen gebildet wurde. Diese faszinierende Einheit ging gemeinsam mit dem Bariton auf die stimmliche Suche nach Guido, der in den Bergen als verschollen galt. Die Stimmen schalten teils als Echo und teils als Sprachrohr durch das Publikum. Das rührte an und die Zuschauer fieberten mit bei dieser intensiven Suche.

Andreas Agler war der Joker der Aufführung. Er gab den drei Charakteren Diethold, Welf II und vor allem Florestan unterschiedliche Stimmungen. Diese Vielfalt faszinierte und gern hätte man ihm noch mehr Anteile gegönnt. Der MGV Degendorf war überdies ein perfekter Chor und gab den Bauern und der Jagdgesellschaft stimmlichen Raum. Neben diesen stimmlichen Leistungen gab auch das Orchester eine starke Vorstellung. Die Zusammenstellung der Instrumente ist in dieser Oper beachtenswert. Schon von Beginn an fiel das ansonsten wenig verwendetet Kontrafagott optisch und vor allem auch musikalisch sehr positiv auf. Nicht umsonst wird es auch in der Filmmusik teilweise eingesetzt und gibt eine ungewohnte rührende Tiefe in die Musik.

Übrig blieb am Ende der Eindruck, dass sich das Ensemble tapfer gegen die widrigen Umstände bewiesen hat. Bei der abschließenden Feier wurde vom MGV Degendorf das Lied „Zum Abschied – Schad is“ angestimmt. Die letzte Zeile machte hier Hoffnung: „Schad is’s, aber weils so schee gwen is, kemma mir wieder zsamm, des is gwieß“. Ein erneutes Zusammenkommen wünschte sich auch das Publikum und idealerweise in einem passenderen Saal.

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