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Challengers – Rivalen: Eine Liebeserklärung an das Tennis

Regie: Luca Guadagnino

Besetzung: Zendaya, Mike Faist, Josh O’Connor

Erscheinungsdatum: 25.04.2024

Trailer: (31) CHALLENGERS – RIVALEN Trailer #2 Deutsch German (2024) – YouTube

„Challengers – Rivalen“ ist ein Film, der den Dingen auf den Grund geht. In vielen Rückblenden baut er die Beziehung und Geschichten der 3 Charaktere auf. Denn neben den beiden Tennis-Rivalen Art und Patrick ist die angehende Profi-Tennisspielerin Tashi der Nährboden für die Eskalation der Rivalität. Sie ist der Zündstoff dieses Films. Mit 132 Minuten hat „Challengers – Rivalen“ Überlänge und diese Zeit nutzt er um uns als Zuschauer in die Realität der Tennisprofis zu locken. Dass hierbei scheinbare Längen entstehen ist gewollt und so geraten wir immer tiefer in den Strudel des Profisports.

Es ist eine sehr komplexe Dreiecksbeziehung, die man in vielen Facetten miterleben darf. Große Erfolge und Schicksalsschläge geben sich hier die Klinke in die Hand und setzen den Nährboden für ein doch auch zu Teilen sehr alltägliches Leben. Der Spagat zwischen diesen beiden Polen ist für alle drei ein ständiger Konflikt.

Eine lange Erzählung macht immer dann Sinn, wenn am Ende alles ineinanderläuft und im besten Fall noch zu einem fantastischen Finale führt. Darum geht es ja im Sport generell und im Tennis im Speziellen. Um ein spannendes und hitziges Finale. In „Challengers – Rivalen“ kommt man dabei voll auf seine Kosten. Nicht nur inhaltlich steigert der Film am Ende sein Tempo radikal, sondern auch filmtechnisch. Komplette Wechsel in neue ungewohnte Perspektiven, schnelle Schnitte und Zeitlupen wechseln stetig. Dieser Zauberwirbel bildet den Höhepunkt in allen Aspekten und man versteht den langen und intensiven Aufbau.

Am Ende verlässt man den Film wie nach einem großartigem Tennismatch. Leicht aufgedreht, inspiriert und mit dem Gefühl an etwas Großartigem teilgenommen zu haben. Das ist Tennis, das ist Kino und das ist in diesem Film die perfekte Mischung. Der Regisseur Luca Guadagnino hat uns ja schon oft in seine Geschichtswelten gelockt, aber in diesem Film hat er es auf die Spitze getrieben. Italiener sind eben einfach unschlagbar in Ihrer Tragik. Bravissimo Maestro.

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Es sind die kleinen Dinge – Die Kraft des französischen Kinos

Regisseur: Mélanie Auffret

Darsteller: Michel Blanc, Julia Piaton, Lionel Abelanski, Marie Bunel

Erscheinungsdatum: 18.04.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QP8SpsXFy4E

Das französische Kino findet leider selten in Deutschland statt. Deshalb ist es umso schöner, dass „Es sind die kleinen Dinge“ am 18.04.2024 in über hundert deutschen Kinos startet. Mit dabei sind in Frankreich sehr bekannte Schauspieler wir Michel Blanc und Julia Piaton. Im Vergleich zu Frankreich sind diese aber in Deutschland deutlich weniger bekannt. Dabei findet sich hier vieles, dass französisches Kino ausmacht: Authentische Schauspielende, gute Geschichte, Charakterentwicklungen und vor allem viel Charme.

Es geht um ein kleines Dorf in Frankreich, dass immer mehr vom Wegzug der Einheimischen betroffen ist. Alice De Guennic, die Bürgermeisterin / Lehrerin und Mädchen für alles, kämpft gegen diese Entwicklung mit viel Herzblut. Spannend sind hier vor allem die vielen Charaktere im Dorf, die man im Lauf des Films lieb gewinnt. Sie alle haben Ihre Geschichten/Nöte/Träume und sind eng verbunden. Das erzeugt einerseits eine heimelige romantische Stimmung, aber es wird auch klar, dass die Entwicklung nur schwer aufzuhalten ist.

Das Schöne an „Es sind die kleinen Dinge“ ist die Ehrlichkeit und Klarheit. Die Geschichten werden erzählt ohne zu werten und das Ende ist versöhnlich aber nicht kitschig. So geht man am Ende aus dem Kino mit dem Gefühl die Menschen im Dorf verstanden zu haben und etwas für das eigene Leben mitgenommen zu haben. Das ist die Kraft und der Zauber des französischen Kinos.

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GOLDA – Israels eiserne Lady – Ein Film der vermutlich nie zur passenden Zeit gezeigt werden kann

Regisseur: Guy Nattiv

Darsteller: Helen Mirren, Liev Schreiber, Camille Cottin, Ellie Piercy, Henry Goodman

Erscheinungsdatum: 30.05.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QP8SpsXFy4E

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Das Thema Israel als eigenes Land ist schon seit seiner Gründung ein brisantes und vielschichtiges Thema. Deshalb ist es gut hier Fakten zu kennen und so wenig als möglich zu werte. Dabei kann „Golda – Israels eiserne Lady“ helfen, obwohl die Perspektive sicher einseitig ist. Um die Person Golda Meir als israelische Ministerpräsidentin zu verstehen ist er aber sehr gut geeignet. Er ist sehr faktisch orientiert und nimmt die Sache ernst und soweit es geht ohne Pathos. Der Film konzentriert sich auf die zehn Tage des Jom-Kippur-Krieges im Jahr 1973, in denen die israelische Premierministerin Golda Meir einige der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens treffen musste.

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Helen Mirren erweist sich hierbei als die ideale Besetzung und auf den ersten Blick ist nicht als Helen Mirren erkennbar. So sehr ist sie in die Rolle der Golda Meir geschlüpft, dass ihr eigenes Gesicht ganz verschwindet. Man folgt dieser beeindruckenden alten Dame durch die Tage der Krise auf Schritt und Tritt. Man erlebt die Tragik und Schwere ihres Amtes fast am eigenen Leib und das schafft Verständnis. Auch ihr Stab wird als Menschen dargestellt, welche mit den Ängsten, Eitelkeiten und Verlusten umgehen müssen. Dabei gibt es viel Scheitern, aber auch Hoffnung.

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Das Ende ist versöhnlich und tragisch zugleich. Es lässt die Hoffnung auf einen Frieden auch jetzt aufkommen, zeigt aber auch das große Leid, welcher ein Frieden immer mit sich trägt. Wenn man diesen Film betrachtet, sollte man deshalb am besten nicht werten oder sich für eine Seite entscheiden, sondern die Fakten betrachten und lernen.

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Ein Glücksfall – Woody Allen überrascht uns wieder mal

Regisseur: Woody Allen

Darsteller: Lou de Laâge, Valérie Lemercier, Melvil Poupaud, Niels Schneider

Erscheinungsdatum: 11.04.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QP8SpsXFy4E

Oh ja, er ist wieder da. Derjenige, der uns schon so oft durch Geschichten, Realitäten und Absurditäten geführt hat: Woody Allen. Wohl jeder von uns hat seine Glücks- und Schreckensmomente mit Mr. Allen und nennt ihn gerne Woody. Es ist oft eine persönliche Beziehung mit seinen Welten, in die er uns nur zu gerne mitnimmt. Dabei wird es auch manchmal ein wenig zu persönlich. Vor allem in der Zeit als er selbst große Teile der Filme selbst als Darsteller ausfüllte.

Ganz anders ist es aber in „Ein Glücksfall“. Schon seit längerem hat Woody seinen Weg in schöne reiche Umgebungen gewählt, welche dann langsam, aber unaufhaltsam abblättern. Dabei beginnt alles so positiv. Fanny und Jean sind ein Traumehepaar mit viel Geld und keinen Sorgen. So schön kann ein Leben sein, wenn man ausgesorgt hat. Dann trifft Fanny aber ihren alten Schulfreund Alain zufällig auf der Straße. Nachdem Sie hier zuerst zögerlich ist, erweist sich aber auch dieses Treffen als Glücksfall, steht aber in Konflikt mit dem ersten Glücksfall. Weitere Glücksfälle folgen, machen aber vieles noch schlimmer.

Es ist faszinierend, wie hier das eine Glück zum Unglück des anderen Glücks wird. Dabei ist nichts schwarz und weiß, sondern eher grau bis düster und auch mal naiv. Die Gefühle schwanken hin und her. Scheinbare Lösungswege funktionieren und gehen dann doch schief. Oder doch nicht. Das ist spannend und so vergeht die Zeit in „Ein Glücksfall“ wie im Flug. Nur der letzte Glücksfall ist ein kleiner Wermutstropfen. Aber das entscheidet ja jeder für sich selbst.

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Achtsam Morden durch bewusste Ernährung

Autor: Karsten Dusse

Darsteller: Björn Diemel, Joschka Breitner

Erscheinungsdatum: 11.01.2024

Verlagshinweis: https://www.penguin.de/Buch/Achtsam-morden-durch-bewusste-Ernaehrung/Karsten-Dusse/Heyne/e598759.rhd

Im sechsten Band seiner Romanserie erwischt uns der Autor Karsten Dusse da wo es wirklich weh tut. Bei unserem „leichtem“ Übergewicht. Der achtsame Björn Diemel muss sich langsam aber sicher der Realität stellen. Er hat im goldenen Käfig ein wenig Fett angesetzt. Das ist für seinen jetzigen „Beruf“ teilweise sehr bedrohlich und so ist er gezwungen sich seinem inneren Schweinehund zu stellen. Dabei lernt er aber auch neue Skills welche er bei den Ganoven mit denen er ansonsten zu tun hat gut verwenden kann.

Karsten Dusse versteht es wieder wie kein Zweiter uns langsam in seine Geschichte hineinzuziehen. Er wirft kleine Köder aus welche wir lösen und Zack hat er uns an der Angel. Seine guten Vorsätze könnten ebenso unsere sein und es ist faszinierend, wie er diese wirklich nachhaltig umsetzt. Dabei neigt er wie so oft zu einer gewissen Radikalität, welche er liebevoll Achtsamkeit nennt. Die Romane von Karsten Dusse sollten ein Warnschild auf dem Einband ausweisen: ACHTUNG, nach der Mitte des Buches ist ein Weglegen nicht mehr möglich!!!!

Geschickt ist auch die Veröffentlichung Anfang des Jahres. Ein Zeitpunkt in dem wir uns den guten Vorsätzen stellen und diese nun wirklich mal nachhaltig umsetzen wollen. Es gibt aber auch noch gute Vorsätze rund um die Romanserie. Für die Serie „Achtsam Morden“ bei NETFLIX wurde nun der CAST vorgestellt. Der Protagonist Björn Diemel soll von Tom Schilling gespielt werden. Wir wollen mal sehen wie dieser Vorsatz dann umgesetzt wird.

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The Palace – Roman Polanski ist wieder da

Regisseur: Roman Polanski

Darsteller: Mickey Rourke, Fanny Ardant, Oliver Masucci, Milan Peschel, John Cleese

Erscheinungsdatum: 18.01.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mEqHZgXw9iw

Steigen Sie ein in eine wilde Pferdeschlittenfahrt durch die beste Schweizer Location für überalterte Reiche und deren Anhang. Niemand weniger als Roman Polanski ist der Kutscher und er nimmt wenig Rücksicht auf seine Fahrgäste. Etliche der Gäste kommen hierbei unter die Räder und die Sucht nach der ewigen Jugend oder die Angst vor dem Altern ist allgegenwärtig.

Es fällt schwer hier jemanden der Darsteller hervorzuheben. Trotz der teils sehr grotesken Settings stehen die Schauspieler zu Ihren Rollen. Sie sind gewiss komisch, aber nie lächerlich. Sie sind gnadenlos ehrlich, aber nie respektlos. Daneben stimmt auch immer das Timing und es ist einfach nicht vorherzusehen, was schon hinter der nächsten Ecke dieses Hotels lauert. Denn nicht nur die Gäste sind in die Jahre gekommen, auch das Hotel ist nicht von heute und bemüht sich ebenso gut auszusehen.

Das Ende hätte ggf. in einem noch größeren Chaos enden können, aber dann wäre vermutlich viel gutes Handwerk durch Klamauk vernichtet werden. So gibt es ein würdevolles Ende bei dem jeder mit mindestens einem blauen Auge und anderen Bläsuren davonkommt. Aber immerhin haben fast alle überlebt.

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Der Untersberg – Widrige Umstände

Musikalische Leitung: Georg Hermansdorfer

Solisten: Kayo Hashimoto (Sopran), Rainer Bopp (Heldenbariton), Andreas Agler (Bariton), George Vincent (Tenor)

Weiteres Ensemble: Männer Gesang Verein (MGV) Degerndorf, Chor und Orchester der erlesenen oper e.v. Halfing

Gastspiel: 27.10.2023 – 19:30 Uhr – Kolpinghaus, Festsaal, München

Das war eine große Herausforderung für das Gastspiel in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Festsaal im Kolpinghaus ist eher ein Mehrzweckraum mit einer kleinen Bühne. Auf der Bühne hatten die Sänger und die beiden Chöre nur wenig Platz. Die Fläche davor reichte knapp für das Orchester und die Pauken wurden unter den Balkon gesteckt. Auch der Zuschauerraum musste während der Aufführung beleuchtet bleiben, da ansonsten die Musiker Ihre Noten nicht gesehen hätten. Kein idealer Rahmen, aber das Ensemble lies sich davon nicht unterkriegen. Tapfer und souverän brachten sie die große romantische Oper „Der Untersberg“ von Johann Nepomuk von Poißl zur Aufführung. Sie stemmten sich gegen die widrigen Umstände und schafften es teilweise die Zuschauer in die alpenländische Gegend mitzunehmen.

Besonders gelungen war die Darbietung des Heldenbaritons Rainer Bopp, welcher den entmachteten Fürsten Odorich von Amalfi mit viel Einfühlungsvermögen und Respekt darstellte. Sein tragender Heldenbariton konnte auch durch den nüchternen Saal nicht getrübt werden und bekam verdienten Szenenapplaus. Ein weiterer Höhepunkt war das Zusammenspiel des MGV Degerndorf mit dem Bariton Andreas Agler. Der Chor war eine Stimme, welche von vielen Stimmen gebildet wurde. Diese faszinierende Einheit ging gemeinsam mit dem Bariton auf die stimmliche Suche nach Guido, der in den Bergen als verschollen galt. Die Stimmen schalten teils als Echo und teils als Sprachrohr durch das Publikum. Das rührte an und die Zuschauer fieberten mit bei dieser intensiven Suche.

Andreas Agler war der Joker der Aufführung. Er gab den drei Charakteren Diethold, Welf II und vor allem Florestan unterschiedliche Stimmungen. Diese Vielfalt faszinierte und gern hätte man ihm noch mehr Anteile gegönnt. Der MGV Degendorf war überdies ein perfekter Chor und gab den Bauern und der Jagdgesellschaft stimmlichen Raum. Neben diesen stimmlichen Leistungen gab auch das Orchester eine starke Vorstellung. Die Zusammenstellung der Instrumente ist in dieser Oper beachtenswert. Schon von Beginn an fiel das ansonsten wenig verwendetet Kontrafagott optisch und vor allem auch musikalisch sehr positiv auf. Nicht umsonst wird es auch in der Filmmusik teilweise eingesetzt und gibt eine ungewohnte rührende Tiefe in die Musik.

Übrig blieb am Ende der Eindruck, dass sich das Ensemble tapfer gegen die widrigen Umstände bewiesen hat. Bei der abschließenden Feier wurde vom MGV Degendorf das Lied „Zum Abschied – Schad is“ angestimmt. Die letzte Zeile machte hier Hoffnung: „Schad is’s, aber weils so schee gwen is, kemma mir wieder zsamm, des is gwieß“. Ein erneutes Zusammenkommen wünschte sich auch das Publikum und idealerweise in einem passenderen Saal.

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Himmel, Herrgott, Sakrament

Regie: Franz Xaver Bogner, Co-Regie (Folge 3 und 5): Marlene Fecht

Drehbuch: Franz Xaver Bogner, Marcus Pfeiffer, Stefan Betz nach dem gleichnamigen Sachbuch von Rainer Maria Schießler unter Mitarbeit von Stefan Linde

Darstellende: Stephan Zinner, Anne Schäfer, Erwin Steinhauer, Susi Stach, Lilly Forgách, Sabrina Amali, Christian Lerch, Sigi Zimmerschied, Fritz Karl, Emilia Braumandl, Milo Haaf, Andreas Bittl, Silke Franz, Franz-Xaver Brückner, Bijan Zamani, Angelika Sedlmeier u.a.

Erscheinungsdatum: 27.10.2023 – 20:15 Uhr – BR-Fernsehen

Trailer: https://www.ardmediathek.de/video/himmel-herrgott-sakrament/trailer-himmel-herrgott-sakrament-s01-e00/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdFNjaGVkdWxlU2xvdC8zNjQ4NjgyNTA4MTNfRjIwMjNXTzAwMzgxNkEwL3NlY3Rpb24vODdlYjA4ZTktY2M3Zi00NTkyLTg0NDktYTlhOWQwYTg2MjA1

Pfarrer Reiser (Stephan Zinner) hält die Viecherlmesse.

Es gibt da so einen SEHR umtriebigen Pfarrer in München, der es glatt schafft, dass seine Kirche wieder voll ist und das ist Rainer Maria Schießler. Er macht Gottesdienste für Tiere, segnet Motorräder und seine Kirche ist im LGBTQ-Viertel von München. Er macht das, weil er sich auf Basis seines Glaubens um alle Lebewesen kümmern will und da sind ihm die Konventionen sehr sehr egal. Er ist inzwischen ein Role-Modell und könnte ein neues Kapitel für die katholische Kirche aufschlagen. Jetzt startet der BR unter der Regie von keinem geringeren als Franz X. Bogner die nächste Stufe und bringt eine Serie zur Primetime, welche sich sehr stark an das Wirken von diesem wunderbarem Pfarrer anlehnt.

Reiser (Stephan Zinner) wartend im Beichtstuhl. Keiner kommt.

Das ist aber lediglich die Grundlage des Settings. Was Franz X. Bogner mit „Himmel, Herrgott, Sakrament“ erschaffen hat ist eine Beschreibung des Münchner Grundverständnisses: „Leben und Leben lassen“. In München ist hier schon viel Toleranz gelebter Alltag: 2 mal im Jahr eine öffentliche LGBTQ-Party im Rathaus. Gelebte Integration von Multi-Kulti und alles trifft sich auf dem gemütlichem Dorfplatz auf dem Viktualienmarkt. Das ist kein Klischee, sondern gelebter Alltag und so funktioniert auch die Serie.

Pfarrer Reiser (Stephan Zinner) und Nathalie (Emilia Braumandl) diskutieren.

Dabei lässt sie sich viel Zeit und achtet auch auf stille Momente. Auf der Premierenfeier sagte Herr Bogner folgenden wichtigen Satz: Das Baierische ist am Schönsten, wenn geschwiegen wird. Das ist die perfekte Zusammenfassung von „Himmel, Herrgott, Sakrament“. Hier wird viel angesetzt und nicht gesagt oder etwas gesagt, aber etwas anderes gemeint. Dabei wird dem Zuschauenden Zeit gegeben das auch zu verarbeiten und sich selbst Gedanken dazu zu machen. Mit dazu beigetragen haben die beiden bekannten Co-Autoren des Drehbuchs: Marcus Pfeiffer und Stefan Betz. Sie kommen beide von der „Drehbuchwerkstatt München“ und waren bei vielen bekannten Serien /Filmen/Fernsehproduktionen beteiligt.

Von links: Pfarrer Reiser (Stephan Zinner) mit dem Kardinal Georg Brunnenmayr (Erwin Steinhauer).

Es ist zwar inzwischen allgemein bekannt muss aber hier unbedingt unterstrichen werden. Wie Stefan Zinner die Figur verkörpert und seine ganze Persönlichkeit in diese Serie legt ist mitreißend, bezaubernd und einfach cool. Wie es schon bei der bekannten Therese Giehse war, so lebt auch er wirklich in der Wohnung des Pfarrers. Er ist authentisch. Es ist seine Kirche und die Geschichten seiner „Schäfchen“ gehen ihm nah. Der gesamte Cast nimmt diese Energie auf und verstärkt sie zu einer fantastischen Teamleistung. Nun muss man nur abwarten ob das Publikum diese feinfühlige Serie versteht oder ob sie für den Massengeschmack nicht laut genug ist. Aber man sollte das baierische Publikum nie unterschätzen.

Von links: Lisa (Anne Schäfer), Kindsvater (Matthias Siegl), Kindsmutter Mareike (Isabella Huber), Cornelia Vogelsang (Susi Stach), Nathalie (Emilia Braumandl) und Florian (Milo Haaf) in der Kirche bei der Taufe.
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Trolls 3 – Gemeinsam stark

Regisseur: Walt Dohrn

Darsteller: Lena Meyer-Landrut, Mark Forster

Erscheinungsdatum: 19.10.2023

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mEqHZgXw9iw

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Endlich wieder ein Trolls-Film. Das bedeutet Farben, gute Laune und vor allem viel Musik und Choreographie. Schon mal vorab: Auch in Trolls 3 kommt man in diesen Genres voll auf seine Kosten und tanzt nach dem Film gut gelaunt auf der Straße. Dieses Mal wurde es aber mal so richtig bunt. Bei besonderen Szenen wechselt die Animationsart, was dem Film noch Tiefe gibt.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Inhaltlich bewegt man sich voll im wiederauflebendem Trend der Boy-Group-Revivals. Auch die Trolls-Boygroup „BroZone“ hat Ihre Erfolge schon lange hinter sich und kämpft nun mit ihrer Reunion. Diese scheint in weiter Ferne, aber als sie einen ihrer Brüder retten müssen werden sie wieder zu einer Boygroup. Das ist witzig und die vielen Sidekicks sind die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Nur die Bösewichter sind zu einsilbig geraten. Sie wiederholen ihre üblen Künstlermachenschaften, bei denen sie das Talent aus den Trolls herauspressen. Als sie aber erwischt werden geben sie sofort alles zu und tanzen in den Knast. Das ist „Lazy storytelling“ und müsste nicht sein. Vor allem deshalb, weil der Rest so gut geschrieben ist.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Naja, aber die vielen Boy-Group Anspielungen und der Auftritt von NSYNC machen dann doch wieder alles rund und führen uns zu einem gelungenen Kinonachmittag.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.
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The Creator

Regisseur: Gareth Edwards

Darsteller: John David Washington, Gemma Chan, Ken Watanabe, Sturgill Simpson, Madeleine Yuna Voyles und Allison Janney

Erscheinungsdatum: 28.09.2023

Trailer:

Es könnte so schön sein. Eine neue Art von Wesen könnte in friedlicher Koexistenz neben der bisherigen existieren. Ein Zusammensein mit gegenseitigem Respekt. Was aber schon im realen Leben oft nicht möglich ist, entspricht auch der Darstellung in der Fiction. Die Fiction von „The Creator“ ist aber so nah und derart realistisch, dass sie sich stetig mit unserer aktuellen Welt vermischt.

HOLLYWOOD, CALIFORNIA – SEPTEMBER 18: Displays and props are seen during a special screening of 20th Century Studios‘ „The Creator“ at TCL Chinese Theatre in Hollywood, California on September 18, 2023. (Photo by Alberto E. Rodriguez/Getty Images for 20th Century Studios)

Viele Wahrheiten sind in „The Creator“ zu hören, aber wichtiger ist das Schweigen, die Blicke, die Momente voller ungewöhnlicher Geräusche, versteckten Aktionen und Hinterhalten. Dazu gibt es noch den stetigen Konflikt der westlichen mit der asiatischen Welt. Wobei die asiatische Welt viel ausgeglichener, respektvoller und im Endeffekt auch voller wahrer Werte erscheint.

A scene still from 20th Century Studios’ THE CREATOR. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Was wir schon oft auf Reisen erlebt haben wird durch den Konflikt mit der KI noch deutlicher auf die Spitze getrieben. Die asiatische Welt reagiert sehr gelassen und offen auf die KI. Als dann auch noch die Singularität real wird steigert sich das Tempo und die Konsequenzen. „The Creator“ saugt den Zuschauer in diese Welten, welche noch dazu unglaublich gut entworfen sind. So wird auch das Setting zu einer eigenen zusätzlichen Ebene und unterstützt die Wirkung.

A scene still from 20th Century Studios’ THE CREATOR. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.

„The Creator“ spaltet die Meinungen und lässt wenige unberührt. Die einen finden in ihm ein Meisterwerk und die anderen nur einen kalten Aufguss des schon oft gesehenen. Auf alle Fälle gibt es einen neuen Blick auf die KI und auf die Singularität und ist somit schon einen Besuch wert.

HOLLYWOOD, CALIFORNIA – SEPTEMBER 18: Displays and signage are seen during a special screening of 20th Century Studios‘ „The Creator“ at TCL Chinese Theatre in Hollywood, California on September 18, 2023. (Photo by Alberto E. Rodriguez/Getty Images for 20th Century Studios)
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