Contra – Sprachexplosionen

Kinostart: 28.10.2021

Regie: Sönke Wortmann

Darsteller: Nilam Farooq, Christoph Maria Herbst, Hassan Akkouch, Ernst Stötzner

„Klarheit in der Sprache ich das höchste Gut. Ohne Klarheit in der Sprache ist der Mensch nur ein Gartenzwerg“ (Element of Crime)

Diese Zitat beschreibt genau, wie sich Naima in ihrer hart erarbeiteten ersten Lesung in der juristischen deutschen Fakultät in Frankfurt fühlt. Sie kommt zu spät in den voll besetzten Hörsaal und der Professor nimmt sie vor versammelter Mannschaft auseinander. Zu ihrem zweischneidigem Glück mit Aussagen, welche auch als rassistisch ausgelegt werden können und schon nimmt der Film Fahrt auf. Ein Shitstorm gegen den Professor geht steil und ein Disziplinarverfahren droht ihm nicht mehr wie bisher, sondern ist in einer Monatsfrist festgesetzt. Der einzige Strohhalm der ihm gereicht wird ist, dass er Naima für den hochkarätigen deutschen juristischen Debatierwettbewerb fit macht.

Somit ist das Spielfeld definiert. Was aber nun geschieht ist zeitlos. Um die Größe dieses Films zu erkennen muss man wissen, dass er auf einem sehr erfolgreichem französischem Drehbuch basiert: „Le Brio“. Dies hat zur Folge dass die Debatten sehr ausgefeilt und nach ALLEN REGELN DER KUNST perfektioniert wurden. Dies ist die solide Basis des Films und auf dieser wächst er langsam aber unaufhaltsam empor.

Christoph Maria Herbst hat ja sein Können schon oft in Filmen eingesetzt, aber noch nie hat er es so gekonnt exhibitionistisch zur Schau gestellt. Er riskiert sich hierbei im großen Stil, aber davor hatte er noch nie Angst. Dieser Film ist ein offzielles Bewerbungsvideo für die Aufnahme als Ehrenprofessor in die juristische Fakultät in Frankfurt und wird einen massiven Anmeldungssturm auf diese Fakultät zur Folge haben.

Prof. Dr. Richard Pohl ist die perfekte Wand gegen die Naima (Nilam Farooq) immer wieder läuft. Dabei schärft sie sich und ihre Sprache. Sie entwickelt sich und ist aber – zum Gegenbild zum Professor – ein Mensch und keine Maschine. Es ist faszinierend zu sehen, wie diese Menschlichkeit an dem perfekten Professor nagt. Er wird gleichzeitig zum übermächtigem Lehrmeister als auch zum kleine Schüler der Menschlichkeit.

Das alles bewegt uns als Zuschauer in einer Art, die wir wohl noch selten mit exkat Null Spezialeffekten im Kino erlebt haben. Wir erleben die Größe, Verletzlichkeit, Zartheit, Gewalt und Verführung der (in diesem Fall deutschen) Sprache. Dieser Film wird von jedem eine andere Reaktion hervorrufen, aber sicher NIEMANDEN unberührt lassen.

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