Asteroid City

Regisseur: Wes Anderson

Darsteller: Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Edward Norton, Adrien Brody, Liev Schreiber, Hope Davis, Stephen Park, Rupert Friend, Maya Hawke, Steve Carell, Matt Dillon, Hong Chau, Willem Dafoe, Margot Robbie, Tony Revolori, Jake Ryan und Jeff Goldblum

Erscheinungsdatum: 15.06.2023

Trailer: https://youtu.be/sGYQn7LxV2M

(L to R) Writer/director Wes Anderson, actor Jason Schwartzman and actor Tom Hanks on the set of ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Roger Do Minh/Pop. 87 Productions/Focus Features

Es ist ein Film über die Seele der Schauspielenden. Ein außergewöhnliches Leben so wie es wohl nur in einem Wes Anderson Film dargestellt werden kann. Bei dieser Darstellung der Schauspielenden durch die Schauspielenden ist die innere Freude der Schauspielenden deutlich zu spüren. In einem Filmteam zu spielen, bei dem das Können, der Witz, der Wahnsinn, die Leidenschaft und die Normalität so außergewöhnlich hoch ist, muss es eine großartige Freude sein.

(L to R) Jake Ryan, Jason Schwartzman and Tom Hanks in director Wes Anderson’s ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Pop. 87 Productions/Focus Features

Das merkt man deutlich. So werden lange Momente ausgehalten, genossen, gelebt und auf ein anderes, nämlich auf das Wes Anderson Level gehoben. Noch dazu ist das Setting dieses Mail sehr eng, schlicht und amerikanisch puristisch (so weit das geht). Dieses Setting sorgt dafür, dass man die Grundmuster des Schauspiels erkennen, darstellen und ausprägen kann. Dazu erfährt man die innere Zerrissenheit, wenn man glaubt eine Rolle nicht greifen zu können, da man sie selber ist.

Scarlett Johansson in director Wes Anderson’s ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Pop. 87 Productions/Focus Features

Während des ganzen Films vergisst man so die Schauspielenden, sieht nur noch die Rollen und wird im nächsten Moment wieder an die Darstellenden erinnert. Ein Set im Set Aufbau mit einem klassischen und sogar teilweise schwarzweißem Erzähler verstärkt diese Wirkung. Die Asteroid City lullt den Zuschauenden ein, reißt ihn aus der Handlung und steckt ihn in eine Neue ohne bemüht zu wirken.

Bryan Cranston stars as „Host“ in writer/director Wes Anderson’s ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Pop. 87 Productions/Focus Features

Obwohl es aktuell im Netz viele sehr gelungene Trailer von fiktiven Wes Anderson Filmen gibt, ist es doch etwas ganz anderes ein ganzes neues Werk von ihm zu sehen. Nach Asteroid City hat man sofort wieder Lust sich alle bisherigen Wes Anderson Filme nochmal anzusehen um noch viel mehr schauspielerische Erkenntnis zu erhalten.

Writer/director Wes Anderson on the set of ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Roger Do Minh/Pop. 87 Productions/Focus Features

Transformers 7 – Aufstieg der Bestien

Regisseur: Steven Caple Jr.

Darsteller: Anthony Ramos, Dominique Fishback, Luna Lauren Velez

Sprecher: Sophia Flörsch, Rapper Eko Fresh

Erscheinungsdatum: 08.06.2023

Trailer: https://youtu.be/sGYQn7LxV2M

Wenn man einen Film aus der Transformers-Universum vor sich hat, dann darf man nicht vergessen, dass HASBRO die Spielefirma hinter diesem Film steht. Somit ist klar, dass der Film aus den Augen eines kleinen Kindes gedreht ist, das mit seinen Superheldenfiguren spielt. Wenn man diese Sichtweise annimmt, dann ist Transformers 7 ein großartiger Film. Wenn man ihn als erwachsener Cineast mit Anspruch ansieht, dann wohl eher weniger

Trotzdem ist Transformers 7 – Aufstieg der Bestien – aber inhaltlich deutlich stärker als andere Transformers-Filme. Es gibt auch etliche ruhigere Sequenzen und – wie auch schon im Teil 1 – einen Transformer, der zur Wohnung des Hauptprotagonisten kommt und versucht sich hier als Riese unauffällig zu verhalten. Das ist privat, persönlich und holt den Zuschauer ab. So kann man eine Beziehung zu den neuen Transformers aufbauen, welche sich zu Autos verwandeln. Dazu gibt es noch eine vollkommen neue Art von Transformers, die Tier-Transformers. Diese sind herausragend detailliert uns sehr eng an den Tiervorbildern angelehnt. Interessant ist auch die Namensgebung. So heißt der Anführer der Tier-Transformers Optimus Primal als Anspielung auf Optimus Prime.

Im Film selbst steht der epische Kampf gegen das Böse zwar wie gewohnt im Mittelpunkt, aber drum herum werden noch etliche Sidestories aufgemacht. Diese zerfleddern die Story aber nicht, sondern machen sie reicher und dichter. Man versteht die Motivation, Zweifel und Absichten der menschlichen wie der mechanischen Protagonisten. Das ist spannend und so nimmt man Anteil.

MIRAGE in PARAMOUNT PICTURES and SKYDANCE Present In Association with HASBRO and NEW REPUBLIC PICTURES A di BONAVENTURA PICTURES Production A TOM DESANTO / DON MURPHY Production A BAY FILMS Production “TRANSFORMERS: RISE OF THE BEASTS”

Besonders hervorzuheben ist der Rap-Sound aus den 90ern und die gute Umsetzung des New York State of Mind der 90er (Obwohl viel in Montreal gedreht wurde). Daneben hängen auch Poster des Wutan-Clan an der Wand und die Mode ist sehr authentisch. Da wirkt alles echt und wirklich. Somit nehmt Euch eine Auszeit, begebt Euch in das Mindset eines kleinen Kindes das mit Superhelden spielt und genießt diesen Film und die guten Lines des Rapper Eko Fresh.

Berlin 23.04.2023 Foto: Sebastian Gabsch

Renfield

Regisseur: Chris Mc Kay

Darsteller: Nicholas Holt, Awkwafina, Nicolas Cage,

Erscheinungsdatum: 25.05.2023

Trailer: https://youtu.be/sGYQn7LxV2M

Renfield ist kein Diener! Nein er ist der Held!!! Diese Prämisse klingt auf den ersten Blick falsch, seltsam und irgendwie auch faszinierend. Kennen wir doch Renfield lediglich als willigen Diener von Dracula, der ihm jeden Wunsch von den Lippen abliest und die Opfer zu den Lippen des Vampirs führt.

Aber diese Verfilmung macht mit den alten Mustern Schluss und zwar endgültig und nachhaltig. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, den Nicholas Holt als Renfield in diesem Film gehen muss. Wir dürfen ihn begleiten und sind dabei oft ebenso enthusiastisch als auch deprimiert als Zuschauer beteiligt.

In Renfield fühlt man sich oft ertappt in seinen eigenen Abhängigkeiten von einem Monster oder sogar manchmal selbst in der Monsterrolle. Das ist die Stärke dieser Verfilmung, welche von Ideen nur so strotzt. Laufend bekommen wir neue schlüssige Wendungen. Wir entwickeln uns, fassen Mut und sind wieder am Boden zerstört. Das ist spannend und unvorhersehbar.

Allerdings werden die Ideen aber nicht immer zum Ende geführt und öfter wünschten wir uns, dass eine Handlung fertig geführt und nicht nur angedacht ist. Aber egal, wer will schon langweilige Inhalte. So erleben wir den Film wie Dracula im Blutrausch und freuen uns über jede kleine Hoffnung.

VOGELPERSPEKTIVEN

Regie: Jörg Adolph

Mitwirkende (als sie selbst): Norbert Schäfer (Vorsitzender des LBV), Markus Söder (Bayerischer Ministerpräsident), Arnulf Conradi (Verleger und Autor),

Kinostart: 16.02.2023

Trailer: (7) Vogelperspektiven | Trailer German Deutsch (2022) – YouTube

Ein Schild mit einem besonderen Appell

Die wichtigste Frage vorab: Warum muss denn ein Dokumentationsfilm über Vögel in den Kinos gezeigt werden? Warum läuft er denn nicht im Regionalprogramm für die lieben älteren Leute, die gerne Vögel sehen? Diese Frage wird gleich am Anfang des wichtigen Dokumentarfilms von Jörg Adolph durch den Hauptprotagonisten Norbert Schäfer beantwortet. Dieser ist der Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz und stellt in der Redaktionssitzung des LBV fest: Es ist eine Zeitenwende. Vogelschutz ist im Mainstream angekommen. Das ist ein Argument für die Kinoproduktion.

Bereichsleiter mit Norbert Schäffer bei der Beobachtung von Wiesenbrütern

Ein weiterer sind die fantastischen Aufnahmen von Vogelschwärmen in der Mitte des Films. Ich mag hier nicht vorgreifen, aber ich kann mir niemanden vorstellen, den dieser Schwarm durch seine eigene Scharmintelligenz und Choreographie nicht in den Bann zieht. Der Schwarm selbst ist ein Lebewesen dass im Kino großartig wirkt. Somit kann man die Faszination der Vogelbeobachter selbst erleben.

Vogelschwarm

Der dritte ist die Zeit die man sich mit einem Kinobesuch für dieses Thema der Vogelperspektiven nimmt. Sie hilft, dass man in diese Welt eintaucht, sie wahrnimmt und seine Sinne dieser Perspektiven anpasst. Nach dem Film wird man Vögel nie mehr so sehen wie davor. Das Bewusstsein für diese Welt ist geschärft und man erkennt die Schönheit und Bedeutung.

Am Eisvogelsteig

VOGELPERSPEKTIVEN ist eine intensive Verschmelzung von Dokumentar- und Naturfilm und öffnet die Augen für die Schönheit der Vögel und deren Beobachtung, blickt dabei auch hinter die Kulissen der Umweltpolitik und zeigt beispielhafte Schutzprojekte. Wir machen uns auf zu einer emotionalen und inspirierenden Erkundungsreise mit atemberaubenden Bildern und erleben Arten- und Naturschutz in Aktion.

Ein Kuckuck wird gefüttert

CAVEMAN

Regie: Laura Lackmann

Schauspieler: Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, Wotan Wilke Möhring, Martina Hill, Jürgen Vogel, Thomas Hermanns

Kinostart: 26.01.2023

Trailer: https://youtu.be/rg821VpJWlE

CAVEMAN ging ja als Kabarett-Programm durch die Decke. CAVEWOMAN folgte als Antwort. Witzig, neu und nah an unserer Realität waren die Pressestimmen. In allen deutschen Städten war es auf dem Programm zu finden. Da ist es nur eine logische Folge, dass es nun in die Kinos kommt. Das kann man auf zwei Arten machen. Option 1: Voll auf die Lacher zwischen Männer und Frauen gehen und nach Mario Barth Manier raushauen. Option 2: Ein Drehbuch mit vielen Facetten schreiben und dann einen Cast finden, der die Feinheiten des Themas darstellen kann. Zum Glück hat sich die Regisseurin Laura Lackmann für die schwierigere Option 2 entschieden.

v.l. Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, Martina Hill und Wotan Wilke Möhring Filmpremiere Caveman von Constantin Filmverleih in der Astor Lounge in München am 23.01.2023 Foto: Hannes Magerstaedt /Getty Images für Constantin Film

Es macht so viel Freude den Darstellern beim Taumel durch Ihre männliche Emanzipation zuzusehen. Moritz Bleibtreu war hier die goldene Wahl und Wotan Wilke Möhring steht ihm als gefühlvoller Freund zur Seite. Da wird komplett gegen den Strich gespielt, dass es nur so eine Freude ist. Platte Lacher sind nur am Anfang zur Abschreckung bewusst eingearbeitet, bevor es so richtig an die Tiefen der Beziehung zwischen Mann und Frau geht.

Thomas Herrmanns ist hier der Conférencier, der die Bühne bereitet, den Caveman aus dem neuen Kabarettisten holt und ihn fordert und fördert. Niemand kann wohl so fröhlich herausfordern wie er. Das macht doch gleich wieder Lust auf seine Show „Quatsch Comedy Club“.

Aber die Damen des Casts halten hier überragend dagegen und überholen rechts. Da wird überspitzt, Details werden rausgearbeitet und kritisch hinterfragt, bis kein Stein mehr auf dem anderen bleibt.  Am Ende sieht man die am Anfang einfache Welt sehr differenziert. Es ist halt nichts schwarz oder weiß, sondern einfach nur bunt. Viel Vergnügen bei dieser Erfahrung.

Plane

Regie: Jean-François Richet

Schauspieler: Gerard Butler, Mike Colter, Lilly Krug

Kinostart: 02.02.2023

Trailer: https://youtu.be/sGYQn7LxV2M

„Plane“ ist auf den ersten Blick ein sehr gut gemachter Actionfilm. Geradlinig, spannend und mit einigen Wendungen. Da ist man schnell versucht ihn im oberen Standard abzulegen. Seinen großen Vorteil darf man aber nicht übersehen: Authentizität. Plane ist bis ins letzte Detail echt und ehrlich. Sogar das Flugzeug wurde teilweise aus alten Teilen wieder zusammengebaut.

Daniella Pineda as Bonnie Lane, Yoson An as Samuel Dele, and Gerard Butler as Brodie Torrance in Plane. Photo Credit: Kenneth Rexach

Für die Filmemacher und die Darsteller bestand die erste Aufgabe bei PLANEdarin, sicherzustellen, dass der Film so fest wie irgend möglich in der Realität verankert sein würde. Der Regisseur Jean-Francois Richet betont, dass die Geschichtevon den Figuren angetrieben sein musste, mit einem realistischen Ton. „Die Handlung wirkt nie übertrieben“, betont er. „Es gibt viel Action und Spannung, aber die Motivation der Charaktere bleibt immer klar. Ihr Ziel ist das Überleben. Ich wollte Theatralik vermeiden. Selbst die Rebellen basieren auf einer echten Miliz. Sie sind erschreckend glaubwürdig.“

Evan Dane Taylor as Datu Junmar in Plane. Photo Credit: Kenneth Rexach

Dieser Fokus auf den Realismus wurde auch von Gerard Butler unterstrichen, der unter anderem die Funktionsweise des Flugzeugs und seines Cockpits in- und auswendig lernte, bevor die Kameras zu laufen begannen. „Ich glaube nicht, dass ich einen anderen Schauspieler kenne, der sich so viele Gedanken über alle Kleinigkeiten macht“, kommentiert Butan. „Gerry (Gerard Bulter) hat diese erstaunliche Liebe zum Detail.“ Das Augenmerk auf detaillierten Realismus zeichnet auch eine intensive Kampfszene aus, in der Torrance gegen einen Rebellen antritt, der den Piloten aufspürt, als dieser gerade versucht, die Außenwelt zu kontaktieren. Es sind zwei Minuten eines kompromisslosen Nahkampfes, alles in nur einem Take festgehalten.

Derselbe Drang nach Wahrhaftigkeit hatte die Produktion dazu veranlasst, die Geschichte auf einer abgelegenen Inselgruppe in den Philippinen anzusiedeln, inspiriert von Gesprächen mit den Navy Seals. „Wir redeten über Orte, an denen man unter keinen Umständen stranden möchte“, erinnert sich Drehbuchautor Davis. „Sie erwähnten dann bestimmte Gebiete Indonesiens und der Philippinen. Also haben wir Nachforschungen über den Jolo-Inselcluster und über das Innenleben eines Flugzeugs angestellt. Es sollte so echt wie möglich wirken.“ „Alle konzentrieren sich immer auf den Irak und Afghanistan als zentrale Punkte im globalen Krieg gegen den Terror“, führt Galvin aus. „Aber wir haben herausgefunden, dass es in einigen Gebieten Südostasiens und der Philippinen richtig viel Aktivität gab.“

Somit Plane auch ein Tribut an vergessene Konflikte und verlorene Inseln von denen es wohl tausende auf der Welt gibt. Wir sollten dieses Gefühl aus dem Film mitnehmen. Wir erleben mit der Crew und den Passagieren die Tragik dieser vergessenen Welten. Daraus ziehen wir ggf. die Motivation uns diese Gegenden mit anderen Augen anzusehen.

Paul Ben-Victor as Terry Hampton, Tara Westwood as Sydney, and Tony Goldwyn as Scarsdale in Plane. Photo Credit: Kenneth Rexach

Rache auf Texanisch

Originaltitel: Vengeance

Regie: Ben J. Novak

Drehbuch: Ben J. Novak

Darsteller: Ben J. Novak, Boyd Holbrook, Issa Rae, Ashton Kutcher

Kinorelease: 19.01.2023

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=1GT1jFsNnPw

Keine Indizien, keine Beweise, kein Verbrechen, kein Problem. Oder doch? Ben (B.J. Novak) wittert seine Chance, mit einem True-Crime-Podcast groß rauszukommen, als er zur Beerdigung einer Frau, mit der er eine kurze Affäre hatte, nach West Texas fliegt und ihr Bruder ihm eröffnet, dass sie zusammen ihren Mord rächen werden – auf der Basis von … NICHTS

(L to R) B.J. Novak as Ben Manalowitz and Boyd Holbrook as Ty Shaw in VENGEANCE, written and directed by B.J. Novak and released by Focus Features. Credit: Patti Perret / Focus Features

Willkommen in der neuen amerikanischen Realität, in der Fakten optionales Beiwerk sind. Der New Yorker Podcaster Ben Manalowitz erlebt mehr als nur einen Kulturschock in RACHE AUF TEXANISCH. Damit man den Film verstehen kann, muss man wissen, dass B.J Novak hier hinter allem steckt. Er hat das Drehbuch geschrieben, führte Regie und ist auch der Hauptdarsteller.

Director/writer/actor B.J. Novak on the set of VENGEANCE, a Focus Features release. Credit: Patti Perret / Focus Features

Was wie eine gewaltige Selbstinszenierung wirkt, ist aber sehr selbstironisch und wahrheitssuchend. Es ist eine Referenz auf das JETZT. Recht viel näher an unserer Lebensrealität kann ein Film wohl nicht sein. Vor allem deshalb, weil er einen Spagat zwischen extremem Stadtleben und extremen Landleben macht. Sprich New York und Texas. Somit holt er beide Extreme und alles dazwischen ab.

(L to R) Clint Obenchain as Crawl, B.J. Novak as Ben Manalowitz and Boyd Holbrook as Ty Shaw in VENGEANCE, directed and written by B.J. Novak, released by Focus Features. Credit: Patti Perret/Focus Features

Dazu kommt noch die Schicht des True Crime Podcast, der im Film entsteht, umgesetzt und produziert wird. Was bleibt davon? Was beschreibt er? Was bleibt von uns selbst? All diese Themen werden in Interaktion gesetzt. Dabei entstehen fantastische Wendungen, die ganz neue Seiten zum Schwingen bringen. Dieser Film ist definitiv nicht vorhersehbar und so erlebt man ihn wie der Protagonist Ben absolut und direkt.

B.J. Novak as Ben Manalowitz in VENGEANCE, written and directed by B.J. Novak and released by Focus Features. Credit: Patti Perret / Focus Features

Man wird direkt vom exklusiven Roof Top Club DUMBO in New York ins tiefe Texas gezogen und erlebt selbst die Einflüsse und Wandlungen von Ben. Man begreift seine Transformation. Seine Erkenntnisse sind dabei anregend und lösen Nachdenken über uns selbst aus. So verlässt man den Kinosaal am Ende mit anderen und neuen Gedanken. Das sollte ja ein Film genau bewirken. Er soll die Perspektive und das Denken anregen und ggf. auch ändern. Somit volle Punktzahl für „Rache auf Texanisch“.

(L to R) Isabella Amara as Paris Shaw, Boyd Holbrook as Ty Shaw, Louanne Stephens as Granny Carole, and Eli Abrams Bickel as El Stupido in VENGEANCE, written and directed by B.J. Novak and released by Focus Features. Credit: Patti Perret / Focus Features

Violent Night – Silent Night

Regie: Tommy Wirkola

Darsteller: David Harbour, John Leguizamo, Leah Brady, Brendan Fletcher

Kinorelease: 01.12.2022

Der Zauber von Weihnachten wird ja oft imitiert und von vielen Verkaufsstrategen als Marketing-Booster verwendet. Was macht aber der richtige Weihnachstmann in unserer Welt. Santa Claus hat nur noch wenige Follower und Menschen, die an ihn glauben. Dazu ist er neben seinen ganzen Zauberkünsten ein Mensch mit einer teilweisen düsteren Vergangenheit. Diese kommt dann zum Vorschein als skrupellose Großverbrecher eine reiche Familie überfallen und dabei ein Kind, dass an den Weihnachtsmann glaubt, mit zu den Opfern zählt.

(from left) Linda (Alexis Louder), Trudy (Leah Brady) and Jason (Alex Hassell) in Violent Night, directed by Tommy Wirkola.

Violent Night steht in bester Tradition zu „The Nightmare before Christmas“, „How the grinch stole Christmas” und “Bad Santa”. Er zeigt den wahren Geist von Weihnachten in einer durch und durch brutalen Welt mit großartiger Komik. Somit vereint er unterschiedliche Genres und bespielt sie alle perfekt. Vor allem die ausgefeilten Charaktere machen Violent Night zu einem opulenten Festessen. Kleine Bemerkungen, Blicke, Andeutungen und Easter Eggs sind die Elemente in diesem fantastischen Weihnachtskonzert.

Jede Figur nimmt sich ernst und ist uneitel konsequent. Um dies auch körperlich umzusetzen, gab es auch viele Einzeltrainings für die Schauspieler. Das sieht und spürt man in den perfekt choreographierten Kampfszenen. Es gab Martial Arts Einzeltrainings, exakt inszenierte Einzelkämpfe und den Mut vieles zu zeigen. Das Ergebnis wirkt nicht sinnlos brutal, sondern eher kunstvoll wie ein Tarantino-Film. Die FSK ist somit sehr ernst zu nehmen, dient aber als perfektes Fundament für die Komik und Wendungen in Violent Night.

(from left) Producer David Leitch and John Leguizamo on the set of Violent Night.

Die Story muss auch noch extra hervorgehoben werden. Wie oft sehen wir sehr teure Blockbuster mit einer Geschichte, die dünner ist als ein Geschenkpapier. In Violent Night gibt es aber zahlreiche Wendungen und Überraschungen, die man oft nicht geahnt hat. Teilweise ist dabei der Überraschungseffekt so groß, dass man laut loslacht. Das ist gutes Storytelling bis zum Schluss. Das Ende muss zwar dann zu Weihnachten doch noch kitschig werden, aber das ist ja auch eine Kunst und mein Gott es ist halt Weihnachten.

Der gestiefelte Kater – Der letzte Wunsch

Regie: Joel Crawford

Sprecher: Antonio Banderas (Benno Fürmann), Harvy Guillen (Riccardo Simonetti), John Mulaney (Oliver Kalkofe)

Kinorelease: 22.12.2022

Achtung!!! Gleich mal ein Disclaimer vorab: Das ist ein sehr erwachsener Animationsfilm, der es ernst meint. Nun gut, wenn man es so sieht, dann sind Märchen sowieso nicht Kindgerecht. Hexenverbrennung, abgeschnittene Versen und Morde sind hier an der Tagesordnung. Somit ist der gestiefelte Kater eigentlich in guter Gesellschaft und hat dabei noch ein Lächeln auf den Lippen. Ein sympathischer Gauner, der das Geld sowieso immer dem Volk gibt.

Aber jetzt hat er es übertrieben. Er hat ja wie jede Katze 9 Leben, aber 8 sind leider schon verbraucht. Da werden die brenzligen Situationen zur Endzeitstimmung. So muss er nicht nur um sein letztes Leben kämpfen, sondern auch um den letzten rettenden Wunsch. Da sieht man sein bisheriges Leben oft vorbeiziehen und kommt zum Grübeln. War es das wert? Wer bin ich wirklich und wann höre ich auf wegzurennen.

So wird das Lächeln des gestiefelten Katers immer nachdenklicher, trauriger, ängstlicher und eben auch mehr charaktervoll. Es ist ein Genuss diese Entwicklung in den waghalsigsten und irrsten Szenen zu sehen. Dazu sind vor allem auch die Bösewichter äußerst gelungen. Sie machen Ihren Job einfach gern und genießen ihre dunkle Seite so sehr. Dabei entwickeln sie auch ihren Charakter ständig weiter. So weiß man wirklich nicht was im nächsten Moment passieren wird und freut sich schon auf die nächste Boshaftigkeit.

Im Vergleich zum ersten Teil des gestiefelten Katers ist dieser Film deutlich ausgereifter, facettenvoll und viel gehaltvoller. Das sieht man auch an seinen Freunden. Die schenken es ihm so richtig ein. Dafür hat man eben Freunde, dass sie einem immer zeigen wo man noch wachsen kann. Begleiten Sie den gestiefelten Kater auf seiner Reise und genießen Sie diesen phantastischen Plot.

Moonage Daydream


Regie:
Brett Morgens

Darsteller: David Bowie (Dokumentation)

Kinostart: 15.09.2022

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Rbya1J5OKmM

Nicht zuletzt die Aktion von Space X hat gezeigt, dass David Bowie nicht von dieser Welt ist. Elon Mask hatte einen Tesla in den Weltraum geschossen und dazu „Space Odity“ von David Bowie laufen lassen. Dieses Video ging um die Welt und hat gezeigt wie sehr David Bowie über der Erde schwebt.

Es ist schön im Dokumentarfilm von Brett Morgens in die Küstlerseele von David Bowie sehen zu können. Bowie war Sänger, Musiker, Maler, Videokünstler, Trendsetter und eine andauernde Inszenierung. Leider erkennt man aber auch wie distanziert er immer war, wie sehr er außerhalb der Welt stand. Er wirkt wie ein Künstlerwesen aus einer anderen Welt, welches viel versteht, aber selten Anteil nimmt.

„Weder Dokumentarfilm noch Biografie, sondern ein eindringliches Filmerlebnis“ David Bowie war nicht nur eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Musikszene, er war außerdem ein brillanter Sänger und Songwriter, der die Welt mit seinem ständig wechselnden musikalischen Stil sowie dem dazu passenden Look überraschen konnte.

Das David Bowie Estate gab dem Dokumentarfilmer Morgen einzigartigen Zugang zu ihren Archiven, eine Ehre, die bislang noch keinem Filmemacher vergönnt war. In deren Sammlung befanden sich seltene und nie zuvor gesehene Zeichnungen, Aufnahmen, Filme und Tagebücher. Für den Film hat das Soundteam – bestehend aus Bowies langjährigem Mitarbeiter, Freund und Musikproduzenten Tony Visconti und dem Oscar®-prämierten Tonmeister Paul Massey (Bohemian Rhapsody) – Bowies Originalaufnahmen neu abgemischt und für die Kinoleinwand aufbereitet.

Das Ergebnis ist eine expressive Collage aus Bildern und Musik, Gedanken und Inspirationen, in der David Bowie sogar größtenteils selbst zu Wort kommt. Wer vor dem Film noch kein Bowie-Fan ist, wird es spätestens nach den 140 Minuten sein. Selbst der Nachlass des Idols gab dem Film seinen Segen und das, obwohl sie sich von jedem anderen Vorgänger vehement distanzierten. 



Am Ende verlässt man das Kino mit dem Gefühl David Bowie einerseits sehr nahe gekommen zu sein und andererseits ihn nie wirklich verstehen kann. Eine Faszination an sich.