Achtsam Morden durch bewusste Ernährung

Autor: Karsten Dusse

Darsteller: Björn Diemel, Joschka Breitner

Erscheinungsdatum: 11.01.2024

Verlagshinweis: https://www.penguin.de/Buch/Achtsam-morden-durch-bewusste-Ernaehrung/Karsten-Dusse/Heyne/e598759.rhd

Im sechsten Band seiner Romanserie erwischt uns der Autor Karsten Dusse da wo es wirklich weh tut. Bei unserem „leichtem“ Übergewicht. Der achtsame Björn Diemel muss sich langsam aber sicher der Realität stellen. Er hat im goldenen Käfig ein wenig Fett angesetzt. Das ist für seinen jetzigen „Beruf“ teilweise sehr bedrohlich und so ist er gezwungen sich seinem inneren Schweinehund zu stellen. Dabei lernt er aber auch neue Skills welche er bei den Ganoven mit denen er ansonsten zu tun hat gut verwenden kann.

Karsten Dusse versteht es wieder wie kein Zweiter uns langsam in seine Geschichte hineinzuziehen. Er wirft kleine Köder aus welche wir lösen und Zack hat er uns an der Angel. Seine guten Vorsätze könnten ebenso unsere sein und es ist faszinierend, wie er diese wirklich nachhaltig umsetzt. Dabei neigt er wie so oft zu einer gewissen Radikalität, welche er liebevoll Achtsamkeit nennt. Die Romane von Karsten Dusse sollten ein Warnschild auf dem Einband ausweisen: ACHTUNG, nach der Mitte des Buches ist ein Weglegen nicht mehr möglich!!!!

Geschickt ist auch die Veröffentlichung Anfang des Jahres. Ein Zeitpunkt in dem wir uns den guten Vorsätzen stellen und diese nun wirklich mal nachhaltig umsetzen wollen. Es gibt aber auch noch gute Vorsätze rund um die Romanserie. Für die Serie „Achtsam Morden“ bei NETFLIX wurde nun der CAST vorgestellt. Der Protagonist Björn Diemel soll von Tom Schilling gespielt werden. Wir wollen mal sehen wie dieser Vorsatz dann umgesetzt wird.

The Palace – Roman Polanski ist wieder da

Regisseur: Roman Polanski

Darsteller: Mickey Rourke, Fanny Ardant, Oliver Masucci, Milan Peschel, John Cleese

Erscheinungsdatum: 18.01.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mEqHZgXw9iw

Steigen Sie ein in eine wilde Pferdeschlittenfahrt durch die beste Schweizer Location für überalterte Reiche und deren Anhang. Niemand weniger als Roman Polanski ist der Kutscher und er nimmt wenig Rücksicht auf seine Fahrgäste. Etliche der Gäste kommen hierbei unter die Räder und die Sucht nach der ewigen Jugend oder die Angst vor dem Altern ist allgegenwärtig.

Es fällt schwer hier jemanden der Darsteller hervorzuheben. Trotz der teils sehr grotesken Settings stehen die Schauspieler zu Ihren Rollen. Sie sind gewiss komisch, aber nie lächerlich. Sie sind gnadenlos ehrlich, aber nie respektlos. Daneben stimmt auch immer das Timing und es ist einfach nicht vorherzusehen, was schon hinter der nächsten Ecke dieses Hotels lauert. Denn nicht nur die Gäste sind in die Jahre gekommen, auch das Hotel ist nicht von heute und bemüht sich ebenso gut auszusehen.

Das Ende hätte ggf. in einem noch größeren Chaos enden können, aber dann wäre vermutlich viel gutes Handwerk durch Klamauk vernichtet werden. So gibt es ein würdevolles Ende bei dem jeder mit mindestens einem blauen Auge und anderen Bläsuren davonkommt. Aber immerhin haben fast alle überlebt.

Der Untersberg – Widrige Umstände

Musikalische Leitung: Georg Hermansdorfer

Solisten: Kayo Hashimoto (Sopran), Rainer Bopp (Heldenbariton), Andreas Agler (Bariton), George Vincent (Tenor)

Weiteres Ensemble: Männer Gesang Verein (MGV) Degerndorf, Chor und Orchester der erlesenen oper e.v. Halfing

Gastspiel: 27.10.2023 – 19:30 Uhr – Kolpinghaus, Festsaal, München

Das war eine große Herausforderung für das Gastspiel in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Festsaal im Kolpinghaus ist eher ein Mehrzweckraum mit einer kleinen Bühne. Auf der Bühne hatten die Sänger und die beiden Chöre nur wenig Platz. Die Fläche davor reichte knapp für das Orchester und die Pauken wurden unter den Balkon gesteckt. Auch der Zuschauerraum musste während der Aufführung beleuchtet bleiben, da ansonsten die Musiker Ihre Noten nicht gesehen hätten. Kein idealer Rahmen, aber das Ensemble lies sich davon nicht unterkriegen. Tapfer und souverän brachten sie die große romantische Oper „Der Untersberg“ von Johann Nepomuk von Poißl zur Aufführung. Sie stemmten sich gegen die widrigen Umstände und schafften es teilweise die Zuschauer in die alpenländische Gegend mitzunehmen.

Besonders gelungen war die Darbietung des Heldenbaritons Rainer Bopp, welcher den entmachteten Fürsten Odorich von Amalfi mit viel Einfühlungsvermögen und Respekt darstellte. Sein tragender Heldenbariton konnte auch durch den nüchternen Saal nicht getrübt werden und bekam verdienten Szenenapplaus. Ein weiterer Höhepunkt war das Zusammenspiel des MGV Degerndorf mit dem Bariton Andreas Agler. Der Chor war eine Stimme, welche von vielen Stimmen gebildet wurde. Diese faszinierende Einheit ging gemeinsam mit dem Bariton auf die stimmliche Suche nach Guido, der in den Bergen als verschollen galt. Die Stimmen schalten teils als Echo und teils als Sprachrohr durch das Publikum. Das rührte an und die Zuschauer fieberten mit bei dieser intensiven Suche.

Andreas Agler war der Joker der Aufführung. Er gab den drei Charakteren Diethold, Welf II und vor allem Florestan unterschiedliche Stimmungen. Diese Vielfalt faszinierte und gern hätte man ihm noch mehr Anteile gegönnt. Der MGV Degendorf war überdies ein perfekter Chor und gab den Bauern und der Jagdgesellschaft stimmlichen Raum. Neben diesen stimmlichen Leistungen gab auch das Orchester eine starke Vorstellung. Die Zusammenstellung der Instrumente ist in dieser Oper beachtenswert. Schon von Beginn an fiel das ansonsten wenig verwendetet Kontrafagott optisch und vor allem auch musikalisch sehr positiv auf. Nicht umsonst wird es auch in der Filmmusik teilweise eingesetzt und gibt eine ungewohnte rührende Tiefe in die Musik.

Übrig blieb am Ende der Eindruck, dass sich das Ensemble tapfer gegen die widrigen Umstände bewiesen hat. Bei der abschließenden Feier wurde vom MGV Degendorf das Lied „Zum Abschied – Schad is“ angestimmt. Die letzte Zeile machte hier Hoffnung: „Schad is’s, aber weils so schee gwen is, kemma mir wieder zsamm, des is gwieß“. Ein erneutes Zusammenkommen wünschte sich auch das Publikum und idealerweise in einem passenderen Saal.

Himmel, Herrgott, Sakrament

Regie: Franz Xaver Bogner, Co-Regie (Folge 3 und 5): Marlene Fecht

Drehbuch: Franz Xaver Bogner, Marcus Pfeiffer, Stefan Betz nach dem gleichnamigen Sachbuch von Rainer Maria Schießler unter Mitarbeit von Stefan Linde

Darstellende: Stephan Zinner, Anne Schäfer, Erwin Steinhauer, Susi Stach, Lilly Forgách, Sabrina Amali, Christian Lerch, Sigi Zimmerschied, Fritz Karl, Emilia Braumandl, Milo Haaf, Andreas Bittl, Silke Franz, Franz-Xaver Brückner, Bijan Zamani, Angelika Sedlmeier u.a.

Erscheinungsdatum: 27.10.2023 – 20:15 Uhr – BR-Fernsehen

Trailer: https://www.ardmediathek.de/video/himmel-herrgott-sakrament/trailer-himmel-herrgott-sakrament-s01-e00/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdFNjaGVkdWxlU2xvdC8zNjQ4NjgyNTA4MTNfRjIwMjNXTzAwMzgxNkEwL3NlY3Rpb24vODdlYjA4ZTktY2M3Zi00NTkyLTg0NDktYTlhOWQwYTg2MjA1

Pfarrer Reiser (Stephan Zinner) hält die Viecherlmesse.

Es gibt da so einen SEHR umtriebigen Pfarrer in München, der es glatt schafft, dass seine Kirche wieder voll ist und das ist Rainer Maria Schießler. Er macht Gottesdienste für Tiere, segnet Motorräder und seine Kirche ist im LGBTQ-Viertel von München. Er macht das, weil er sich auf Basis seines Glaubens um alle Lebewesen kümmern will und da sind ihm die Konventionen sehr sehr egal. Er ist inzwischen ein Role-Modell und könnte ein neues Kapitel für die katholische Kirche aufschlagen. Jetzt startet der BR unter der Regie von keinem geringeren als Franz X. Bogner die nächste Stufe und bringt eine Serie zur Primetime, welche sich sehr stark an das Wirken von diesem wunderbarem Pfarrer anlehnt.

Reiser (Stephan Zinner) wartend im Beichtstuhl. Keiner kommt.

Das ist aber lediglich die Grundlage des Settings. Was Franz X. Bogner mit „Himmel, Herrgott, Sakrament“ erschaffen hat ist eine Beschreibung des Münchner Grundverständnisses: „Leben und Leben lassen“. In München ist hier schon viel Toleranz gelebter Alltag: 2 mal im Jahr eine öffentliche LGBTQ-Party im Rathaus. Gelebte Integration von Multi-Kulti und alles trifft sich auf dem gemütlichem Dorfplatz auf dem Viktualienmarkt. Das ist kein Klischee, sondern gelebter Alltag und so funktioniert auch die Serie.

Pfarrer Reiser (Stephan Zinner) und Nathalie (Emilia Braumandl) diskutieren.

Dabei lässt sie sich viel Zeit und achtet auch auf stille Momente. Auf der Premierenfeier sagte Herr Bogner folgenden wichtigen Satz: Das Baierische ist am Schönsten, wenn geschwiegen wird. Das ist die perfekte Zusammenfassung von „Himmel, Herrgott, Sakrament“. Hier wird viel angesetzt und nicht gesagt oder etwas gesagt, aber etwas anderes gemeint. Dabei wird dem Zuschauenden Zeit gegeben das auch zu verarbeiten und sich selbst Gedanken dazu zu machen. Mit dazu beigetragen haben die beiden bekannten Co-Autoren des Drehbuchs: Marcus Pfeiffer und Stefan Betz. Sie kommen beide von der „Drehbuchwerkstatt München“ und waren bei vielen bekannten Serien /Filmen/Fernsehproduktionen beteiligt.

Von links: Pfarrer Reiser (Stephan Zinner) mit dem Kardinal Georg Brunnenmayr (Erwin Steinhauer).

Es ist zwar inzwischen allgemein bekannt muss aber hier unbedingt unterstrichen werden. Wie Stefan Zinner die Figur verkörpert und seine ganze Persönlichkeit in diese Serie legt ist mitreißend, bezaubernd und einfach cool. Wie es schon bei der bekannten Therese Giehse war, so lebt auch er wirklich in der Wohnung des Pfarrers. Er ist authentisch. Es ist seine Kirche und die Geschichten seiner „Schäfchen“ gehen ihm nah. Der gesamte Cast nimmt diese Energie auf und verstärkt sie zu einer fantastischen Teamleistung. Nun muss man nur abwarten ob das Publikum diese feinfühlige Serie versteht oder ob sie für den Massengeschmack nicht laut genug ist. Aber man sollte das baierische Publikum nie unterschätzen.

Von links: Lisa (Anne Schäfer), Kindsvater (Matthias Siegl), Kindsmutter Mareike (Isabella Huber), Cornelia Vogelsang (Susi Stach), Nathalie (Emilia Braumandl) und Florian (Milo Haaf) in der Kirche bei der Taufe.

Trolls 3 – Gemeinsam stark

Regisseur: Walt Dohrn

Darsteller: Lena Meyer-Landrut, Mark Forster

Erscheinungsdatum: 19.10.2023

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mEqHZgXw9iw

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Endlich wieder ein Trolls-Film. Das bedeutet Farben, gute Laune und vor allem viel Musik und Choreographie. Schon mal vorab: Auch in Trolls 3 kommt man in diesen Genres voll auf seine Kosten und tanzt nach dem Film gut gelaunt auf der Straße. Dieses Mal wurde es aber mal so richtig bunt. Bei besonderen Szenen wechselt die Animationsart, was dem Film noch Tiefe gibt.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Inhaltlich bewegt man sich voll im wiederauflebendem Trend der Boy-Group-Revivals. Auch die Trolls-Boygroup „BroZone“ hat Ihre Erfolge schon lange hinter sich und kämpft nun mit ihrer Reunion. Diese scheint in weiter Ferne, aber als sie einen ihrer Brüder retten müssen werden sie wieder zu einer Boygroup. Das ist witzig und die vielen Sidekicks sind die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Nur die Bösewichter sind zu einsilbig geraten. Sie wiederholen ihre üblen Künstlermachenschaften, bei denen sie das Talent aus den Trolls herauspressen. Als sie aber erwischt werden geben sie sofort alles zu und tanzen in den Knast. Das ist „Lazy storytelling“ und müsste nicht sein. Vor allem deshalb, weil der Rest so gut geschrieben ist.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Naja, aber die vielen Boy-Group Anspielungen und der Auftritt von NSYNC machen dann doch wieder alles rund und führen uns zu einem gelungenen Kinonachmittag.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

The Creator

Regisseur: Gareth Edwards

Darsteller: John David Washington, Gemma Chan, Ken Watanabe, Sturgill Simpson, Madeleine Yuna Voyles und Allison Janney

Erscheinungsdatum: 28.09.2023

Trailer:

Es könnte so schön sein. Eine neue Art von Wesen könnte in friedlicher Koexistenz neben der bisherigen existieren. Ein Zusammensein mit gegenseitigem Respekt. Was aber schon im realen Leben oft nicht möglich ist, entspricht auch der Darstellung in der Fiction. Die Fiction von „The Creator“ ist aber so nah und derart realistisch, dass sie sich stetig mit unserer aktuellen Welt vermischt.

HOLLYWOOD, CALIFORNIA – SEPTEMBER 18: Displays and props are seen during a special screening of 20th Century Studios‘ „The Creator“ at TCL Chinese Theatre in Hollywood, California on September 18, 2023. (Photo by Alberto E. Rodriguez/Getty Images for 20th Century Studios)

Viele Wahrheiten sind in „The Creator“ zu hören, aber wichtiger ist das Schweigen, die Blicke, die Momente voller ungewöhnlicher Geräusche, versteckten Aktionen und Hinterhalten. Dazu gibt es noch den stetigen Konflikt der westlichen mit der asiatischen Welt. Wobei die asiatische Welt viel ausgeglichener, respektvoller und im Endeffekt auch voller wahrer Werte erscheint.

A scene still from 20th Century Studios’ THE CREATOR. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Was wir schon oft auf Reisen erlebt haben wird durch den Konflikt mit der KI noch deutlicher auf die Spitze getrieben. Die asiatische Welt reagiert sehr gelassen und offen auf die KI. Als dann auch noch die Singularität real wird steigert sich das Tempo und die Konsequenzen. „The Creator“ saugt den Zuschauer in diese Welten, welche noch dazu unglaublich gut entworfen sind. So wird auch das Setting zu einer eigenen zusätzlichen Ebene und unterstützt die Wirkung.

A scene still from 20th Century Studios’ THE CREATOR. Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.

„The Creator“ spaltet die Meinungen und lässt wenige unberührt. Die einen finden in ihm ein Meisterwerk und die anderen nur einen kalten Aufguss des schon oft gesehenen. Auf alle Fälle gibt es einen neuen Blick auf die KI und auf die Singularität und ist somit schon einen Besuch wert.

HOLLYWOOD, CALIFORNIA – SEPTEMBER 18: Displays and signage are seen during a special screening of 20th Century Studios‘ „The Creator“ at TCL Chinese Theatre in Hollywood, California on September 18, 2023. (Photo by Alberto E. Rodriguez/Getty Images for 20th Century Studios)

Rehragout – Rendezvous

Regisseur: Ed Herzog

Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Eisi Gulp, Enzi Fuchs, Gerhard Wittmann, Daniel Christensen, Stephan Zinner, Max Schmidt, Sigi Zimmerschied, Thomas Kügel, Ferdinand Hofer, Eva Mattes, Michael Kranz, Tina Keserovic, Michael Ostrowski, Stefan Betz, Castro Dokyi Affum, Gregor Seberg

Erscheinungsdatum: 10.08.2023

Trailer: https://youtu.be/sGYQn7LxV2M

Wenn zu einem neuen Eberhofer – Film gerufen wird, dann kommen sie alle. So sieht man im „Rehragout – Rendevous“ wieder die erste Garde der bayrisch-österreichischen SchauspielerInnen. Ein Genuss aus dem erweiterten bairischen Sprachraum mit einem Sinn für Realität. Sicher sind die Romane aus der Feder von Rita Falk schon eine Klasse für sich. Wenn diese aber noch von Stefan Betz und Ed Herzog für das Kino adaptiert und herrlich überzogen werden, dann ist das schon die nächste Steigerung. Wird dieses Drehbuch dann aber auch noch von den perfekten SchauspielerInnen mit voller Inbrunst dargeboten, dann ist das der bairische Superlativ.

Dieses Mal legen sie noch dazu eine Schippe drauf. Klassische Rollen werden getauscht. Neue Realitäten prallen auf unsere Charaktere und bringen diese an den Rand Ihrer Fähigkeiten. Da heißt es umdenken, neu denken und vor allem feiern. Mit dem um und neu denken hat der Eberhofer (Sebastian Bezzel) bekanntlich seine Probleme und er wäre doch so gern bei seinen Gewohnheiten geblieben. Allerdings sieht das sein komplettes Umfeld anders und sogar am Stammtisch wird seit neuestem alles gepostet.

Da erscheint der obligatorische Kriminalfall wie eine Erholung von den ganzen Schwierigkeiten im privaten Umfeld. Der neue Fall ist zwar nichts für Ordnungshüter mit einem empfindlichen Magen, aber dem gut gelaunten Pathologen (Michael Ostrowski) gefällts. So alteriert unser geplagter Dorfpolizist zwischen Herausforderungen im Job und zu Hause. Vor allem wenn sich diese beiden Welten vermischen entstehen herrlich skurrile Momente. Somit einfach zurücklehnen und genießen.

Wer die SchauspielerInnen auch mal Live erleben will, sollte die Kinotour nicht verpassen.

Asteroid City

Regisseur: Wes Anderson

Darsteller: Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Edward Norton, Adrien Brody, Liev Schreiber, Hope Davis, Stephen Park, Rupert Friend, Maya Hawke, Steve Carell, Matt Dillon, Hong Chau, Willem Dafoe, Margot Robbie, Tony Revolori, Jake Ryan und Jeff Goldblum

Erscheinungsdatum: 15.06.2023

Trailer: https://youtu.be/sGYQn7LxV2M

(L to R) Writer/director Wes Anderson, actor Jason Schwartzman and actor Tom Hanks on the set of ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Roger Do Minh/Pop. 87 Productions/Focus Features

Es ist ein Film über die Seele der Schauspielenden. Ein außergewöhnliches Leben so wie es wohl nur in einem Wes Anderson Film dargestellt werden kann. Bei dieser Darstellung der Schauspielenden durch die Schauspielenden ist die innere Freude der Schauspielenden deutlich zu spüren. In einem Filmteam zu spielen, bei dem das Können, der Witz, der Wahnsinn, die Leidenschaft und die Normalität so außergewöhnlich hoch ist, muss es eine großartige Freude sein.

(L to R) Jake Ryan, Jason Schwartzman and Tom Hanks in director Wes Anderson’s ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Pop. 87 Productions/Focus Features

Das merkt man deutlich. So werden lange Momente ausgehalten, genossen, gelebt und auf ein anderes, nämlich auf das Wes Anderson Level gehoben. Noch dazu ist das Setting dieses Mail sehr eng, schlicht und amerikanisch puristisch (so weit das geht). Dieses Setting sorgt dafür, dass man die Grundmuster des Schauspiels erkennen, darstellen und ausprägen kann. Dazu erfährt man die innere Zerrissenheit, wenn man glaubt eine Rolle nicht greifen zu können, da man sie selber ist.

Scarlett Johansson in director Wes Anderson’s ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Pop. 87 Productions/Focus Features

Während des ganzen Films vergisst man so die Schauspielenden, sieht nur noch die Rollen und wird im nächsten Moment wieder an die Darstellenden erinnert. Ein Set im Set Aufbau mit einem klassischen und sogar teilweise schwarzweißem Erzähler verstärkt diese Wirkung. Die Asteroid City lullt den Zuschauenden ein, reißt ihn aus der Handlung und steckt ihn in eine Neue ohne bemüht zu wirken.

Bryan Cranston stars as „Host“ in writer/director Wes Anderson’s ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Pop. 87 Productions/Focus Features

Obwohl es aktuell im Netz viele sehr gelungene Trailer von fiktiven Wes Anderson Filmen gibt, ist es doch etwas ganz anderes ein ganzes neues Werk von ihm zu sehen. Nach Asteroid City hat man sofort wieder Lust sich alle bisherigen Wes Anderson Filme nochmal anzusehen um noch viel mehr schauspielerische Erkenntnis zu erhalten.

Writer/director Wes Anderson on the set of ASTEROID CITY, a Focus Features release. Credit: Courtesy of Roger Do Minh/Pop. 87 Productions/Focus Features

Transformers 7 – Aufstieg der Bestien

Regisseur: Steven Caple Jr.

Darsteller: Anthony Ramos, Dominique Fishback, Luna Lauren Velez

Sprecher: Sophia Flörsch, Rapper Eko Fresh

Erscheinungsdatum: 08.06.2023

Trailer: https://youtu.be/sGYQn7LxV2M

Wenn man einen Film aus der Transformers-Universum vor sich hat, dann darf man nicht vergessen, dass HASBRO die Spielefirma hinter diesem Film steht. Somit ist klar, dass der Film aus den Augen eines kleinen Kindes gedreht ist, das mit seinen Superheldenfiguren spielt. Wenn man diese Sichtweise annimmt, dann ist Transformers 7 ein großartiger Film. Wenn man ihn als erwachsener Cineast mit Anspruch ansieht, dann wohl eher weniger

Trotzdem ist Transformers 7 – Aufstieg der Bestien – aber inhaltlich deutlich stärker als andere Transformers-Filme. Es gibt auch etliche ruhigere Sequenzen und – wie auch schon im Teil 1 – einen Transformer, der zur Wohnung des Hauptprotagonisten kommt und versucht sich hier als Riese unauffällig zu verhalten. Das ist privat, persönlich und holt den Zuschauer ab. So kann man eine Beziehung zu den neuen Transformers aufbauen, welche sich zu Autos verwandeln. Dazu gibt es noch eine vollkommen neue Art von Transformers, die Tier-Transformers. Diese sind herausragend detailliert uns sehr eng an den Tiervorbildern angelehnt. Interessant ist auch die Namensgebung. So heißt der Anführer der Tier-Transformers Optimus Primal als Anspielung auf Optimus Prime.

Im Film selbst steht der epische Kampf gegen das Böse zwar wie gewohnt im Mittelpunkt, aber drum herum werden noch etliche Sidestories aufgemacht. Diese zerfleddern die Story aber nicht, sondern machen sie reicher und dichter. Man versteht die Motivation, Zweifel und Absichten der menschlichen wie der mechanischen Protagonisten. Das ist spannend und so nimmt man Anteil.

MIRAGE in PARAMOUNT PICTURES and SKYDANCE Present In Association with HASBRO and NEW REPUBLIC PICTURES A di BONAVENTURA PICTURES Production A TOM DESANTO / DON MURPHY Production A BAY FILMS Production “TRANSFORMERS: RISE OF THE BEASTS”

Besonders hervorzuheben ist der Rap-Sound aus den 90ern und die gute Umsetzung des New York State of Mind der 90er (Obwohl viel in Montreal gedreht wurde). Daneben hängen auch Poster des Wutan-Clan an der Wand und die Mode ist sehr authentisch. Da wirkt alles echt und wirklich. Somit nehmt Euch eine Auszeit, begebt Euch in das Mindset eines kleinen Kindes das mit Superhelden spielt und genießt diesen Film und die guten Lines des Rapper Eko Fresh.

Berlin 23.04.2023 Foto: Sebastian Gabsch

Renfield

Regisseur: Chris Mc Kay

Darsteller: Nicholas Holt, Awkwafina, Nicolas Cage,

Erscheinungsdatum: 25.05.2023

Trailer: https://youtu.be/sGYQn7LxV2M

Renfield ist kein Diener! Nein er ist der Held!!! Diese Prämisse klingt auf den ersten Blick falsch, seltsam und irgendwie auch faszinierend. Kennen wir doch Renfield lediglich als willigen Diener von Dracula, der ihm jeden Wunsch von den Lippen abliest und die Opfer zu den Lippen des Vampirs führt.

Aber diese Verfilmung macht mit den alten Mustern Schluss und zwar endgültig und nachhaltig. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, den Nicholas Holt als Renfield in diesem Film gehen muss. Wir dürfen ihn begleiten und sind dabei oft ebenso enthusiastisch als auch deprimiert als Zuschauer beteiligt.

In Renfield fühlt man sich oft ertappt in seinen eigenen Abhängigkeiten von einem Monster oder sogar manchmal selbst in der Monsterrolle. Das ist die Stärke dieser Verfilmung, welche von Ideen nur so strotzt. Laufend bekommen wir neue schlüssige Wendungen. Wir entwickeln uns, fassen Mut und sind wieder am Boden zerstört. Das ist spannend und unvorhersehbar.

Allerdings werden die Ideen aber nicht immer zum Ende geführt und öfter wünschten wir uns, dass eine Handlung fertig geführt und nicht nur angedacht ist. Aber egal, wer will schon langweilige Inhalte. So erleben wir den Film wie Dracula im Blutrausch und freuen uns über jede kleine Hoffnung.