Der Untersberg – Widrige Umstände

Musikalische Leitung: Georg Hermansdorfer

Solisten: Kayo Hashimoto (Sopran), Rainer Bopp (Heldenbariton), Andreas Agler (Bariton), George Vincent (Tenor)

Weiteres Ensemble: Männer Gesang Verein (MGV) Degerndorf, Chor und Orchester der erlesenen oper e.v. Halfing

Gastspiel: 27.10.2023 – 19:30 Uhr – Kolpinghaus, Festsaal, München

Das war eine große Herausforderung für das Gastspiel in der bayerischen Landeshauptstadt. Der Festsaal im Kolpinghaus ist eher ein Mehrzweckraum mit einer kleinen Bühne. Auf der Bühne hatten die Sänger und die beiden Chöre nur wenig Platz. Die Fläche davor reichte knapp für das Orchester und die Pauken wurden unter den Balkon gesteckt. Auch der Zuschauerraum musste während der Aufführung beleuchtet bleiben, da ansonsten die Musiker Ihre Noten nicht gesehen hätten. Kein idealer Rahmen, aber das Ensemble lies sich davon nicht unterkriegen. Tapfer und souverän brachten sie die große romantische Oper „Der Untersberg“ von Johann Nepomuk von Poißl zur Aufführung. Sie stemmten sich gegen die widrigen Umstände und schafften es teilweise die Zuschauer in die alpenländische Gegend mitzunehmen.

Besonders gelungen war die Darbietung des Heldenbaritons Rainer Bopp, welcher den entmachteten Fürsten Odorich von Amalfi mit viel Einfühlungsvermögen und Respekt darstellte. Sein tragender Heldenbariton konnte auch durch den nüchternen Saal nicht getrübt werden und bekam verdienten Szenenapplaus. Ein weiterer Höhepunkt war das Zusammenspiel des MGV Degerndorf mit dem Bariton Andreas Agler. Der Chor war eine Stimme, welche von vielen Stimmen gebildet wurde. Diese faszinierende Einheit ging gemeinsam mit dem Bariton auf die stimmliche Suche nach Guido, der in den Bergen als verschollen galt. Die Stimmen schalten teils als Echo und teils als Sprachrohr durch das Publikum. Das rührte an und die Zuschauer fieberten mit bei dieser intensiven Suche.

Andreas Agler war der Joker der Aufführung. Er gab den drei Charakteren Diethold, Welf II und vor allem Florestan unterschiedliche Stimmungen. Diese Vielfalt faszinierte und gern hätte man ihm noch mehr Anteile gegönnt. Der MGV Degendorf war überdies ein perfekter Chor und gab den Bauern und der Jagdgesellschaft stimmlichen Raum. Neben diesen stimmlichen Leistungen gab auch das Orchester eine starke Vorstellung. Die Zusammenstellung der Instrumente ist in dieser Oper beachtenswert. Schon von Beginn an fiel das ansonsten wenig verwendetet Kontrafagott optisch und vor allem auch musikalisch sehr positiv auf. Nicht umsonst wird es auch in der Filmmusik teilweise eingesetzt und gibt eine ungewohnte rührende Tiefe in die Musik.

Übrig blieb am Ende der Eindruck, dass sich das Ensemble tapfer gegen die widrigen Umstände bewiesen hat. Bei der abschließenden Feier wurde vom MGV Degendorf das Lied „Zum Abschied – Schad is“ angestimmt. Die letzte Zeile machte hier Hoffnung: „Schad is’s, aber weils so schee gwen is, kemma mir wieder zsamm, des is gwieß“. Ein erneutes Zusammenkommen wünschte sich auch das Publikum und idealerweise in einem passenderen Saal.

Himmel, Herrgott, Sakrament

Regie: Franz Xaver Bogner, Co-Regie (Folge 3 und 5): Marlene Fecht

Drehbuch: Franz Xaver Bogner, Marcus Pfeiffer, Stefan Betz nach dem gleichnamigen Sachbuch von Rainer Maria Schießler unter Mitarbeit von Stefan Linde

Darstellende: Stephan Zinner, Anne Schäfer, Erwin Steinhauer, Susi Stach, Lilly Forgách, Sabrina Amali, Christian Lerch, Sigi Zimmerschied, Fritz Karl, Emilia Braumandl, Milo Haaf, Andreas Bittl, Silke Franz, Franz-Xaver Brückner, Bijan Zamani, Angelika Sedlmeier u.a.

Erscheinungsdatum: 27.10.2023 – 20:15 Uhr – BR-Fernsehen

Trailer: https://www.ardmediathek.de/video/himmel-herrgott-sakrament/trailer-himmel-herrgott-sakrament-s01-e00/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdFNjaGVkdWxlU2xvdC8zNjQ4NjgyNTA4MTNfRjIwMjNXTzAwMzgxNkEwL3NlY3Rpb24vODdlYjA4ZTktY2M3Zi00NTkyLTg0NDktYTlhOWQwYTg2MjA1

Pfarrer Reiser (Stephan Zinner) hält die Viecherlmesse.

Es gibt da so einen SEHR umtriebigen Pfarrer in München, der es glatt schafft, dass seine Kirche wieder voll ist und das ist Rainer Maria Schießler. Er macht Gottesdienste für Tiere, segnet Motorräder und seine Kirche ist im LGBTQ-Viertel von München. Er macht das, weil er sich auf Basis seines Glaubens um alle Lebewesen kümmern will und da sind ihm die Konventionen sehr sehr egal. Er ist inzwischen ein Role-Modell und könnte ein neues Kapitel für die katholische Kirche aufschlagen. Jetzt startet der BR unter der Regie von keinem geringeren als Franz X. Bogner die nächste Stufe und bringt eine Serie zur Primetime, welche sich sehr stark an das Wirken von diesem wunderbarem Pfarrer anlehnt.

Reiser (Stephan Zinner) wartend im Beichtstuhl. Keiner kommt.

Das ist aber lediglich die Grundlage des Settings. Was Franz X. Bogner mit „Himmel, Herrgott, Sakrament“ erschaffen hat ist eine Beschreibung des Münchner Grundverständnisses: „Leben und Leben lassen“. In München ist hier schon viel Toleranz gelebter Alltag: 2 mal im Jahr eine öffentliche LGBTQ-Party im Rathaus. Gelebte Integration von Multi-Kulti und alles trifft sich auf dem gemütlichem Dorfplatz auf dem Viktualienmarkt. Das ist kein Klischee, sondern gelebter Alltag und so funktioniert auch die Serie.

Pfarrer Reiser (Stephan Zinner) und Nathalie (Emilia Braumandl) diskutieren.

Dabei lässt sie sich viel Zeit und achtet auch auf stille Momente. Auf der Premierenfeier sagte Herr Bogner folgenden wichtigen Satz: Das Baierische ist am Schönsten, wenn geschwiegen wird. Das ist die perfekte Zusammenfassung von „Himmel, Herrgott, Sakrament“. Hier wird viel angesetzt und nicht gesagt oder etwas gesagt, aber etwas anderes gemeint. Dabei wird dem Zuschauenden Zeit gegeben das auch zu verarbeiten und sich selbst Gedanken dazu zu machen. Mit dazu beigetragen haben die beiden bekannten Co-Autoren des Drehbuchs: Marcus Pfeiffer und Stefan Betz. Sie kommen beide von der „Drehbuchwerkstatt München“ und waren bei vielen bekannten Serien /Filmen/Fernsehproduktionen beteiligt.

Von links: Pfarrer Reiser (Stephan Zinner) mit dem Kardinal Georg Brunnenmayr (Erwin Steinhauer).

Es ist zwar inzwischen allgemein bekannt muss aber hier unbedingt unterstrichen werden. Wie Stefan Zinner die Figur verkörpert und seine ganze Persönlichkeit in diese Serie legt ist mitreißend, bezaubernd und einfach cool. Wie es schon bei der bekannten Therese Giehse war, so lebt auch er wirklich in der Wohnung des Pfarrers. Er ist authentisch. Es ist seine Kirche und die Geschichten seiner „Schäfchen“ gehen ihm nah. Der gesamte Cast nimmt diese Energie auf und verstärkt sie zu einer fantastischen Teamleistung. Nun muss man nur abwarten ob das Publikum diese feinfühlige Serie versteht oder ob sie für den Massengeschmack nicht laut genug ist. Aber man sollte das baierische Publikum nie unterschätzen.

Von links: Lisa (Anne Schäfer), Kindsvater (Matthias Siegl), Kindsmutter Mareike (Isabella Huber), Cornelia Vogelsang (Susi Stach), Nathalie (Emilia Braumandl) und Florian (Milo Haaf) in der Kirche bei der Taufe.

Trolls 3 – Gemeinsam stark

Regisseur: Walt Dohrn

Darsteller: Lena Meyer-Landrut, Mark Forster

Erscheinungsdatum: 19.10.2023

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mEqHZgXw9iw

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Endlich wieder ein Trolls-Film. Das bedeutet Farben, gute Laune und vor allem viel Musik und Choreographie. Schon mal vorab: Auch in Trolls 3 kommt man in diesen Genres voll auf seine Kosten und tanzt nach dem Film gut gelaunt auf der Straße. Dieses Mal wurde es aber mal so richtig bunt. Bei besonderen Szenen wechselt die Animationsart, was dem Film noch Tiefe gibt.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Inhaltlich bewegt man sich voll im wiederauflebendem Trend der Boy-Group-Revivals. Auch die Trolls-Boygroup „BroZone“ hat Ihre Erfolge schon lange hinter sich und kämpft nun mit ihrer Reunion. Diese scheint in weiter Ferne, aber als sie einen ihrer Brüder retten müssen werden sie wieder zu einer Boygroup. Das ist witzig und die vielen Sidekicks sind die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Nur die Bösewichter sind zu einsilbig geraten. Sie wiederholen ihre üblen Künstlermachenschaften, bei denen sie das Talent aus den Trolls herauspressen. Als sie aber erwischt werden geben sie sofort alles zu und tanzen in den Knast. Das ist „Lazy storytelling“ und müsste nicht sein. Vor allem deshalb, weil der Rest so gut geschrieben ist.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.

Naja, aber die vielen Boy-Group Anspielungen und der Auftritt von NSYNC machen dann doch wieder alles rund und führen uns zu einem gelungenen Kinonachmittag.

Trolls Band Together, directed by Walt Dohrn.