Regie: Philipp Stölzl
Darsteller: Michael Ostrowski, Heike Makatsch, Katharina Thalbach, Moritz Bleibtreu, Uwe Ochsenknecht
Land: Deutschland
Kinostart: 10.10.2019
Es hat diesen Musical-Film dringend gebraucht, damit man die virtuose Leichtigkeit der Lieder von Udo Jürgens so deutlich erkennen kann. Die österreichisch/deutsche Besetzung erschafft eine Magie, welche man in dieser Art wohl noch selten in einer deutschen Produktion gesehen hat. Sie verhalten sich wie amerikanische Show-Profis und bleiben trotzdem Germans. Es ist eine neue Dimension. Denn wenn Spießer sich derart austoben können, was steckt dann sonst noch in dieser Welt oder besser gesagt in diesem Film? Um es auf den Punkt zu bringen: Alles was man sich von einem Musical wünscht: Tränen, Glück, Sehnsucht, Swing, Impuls und das Ganze von innen beleuchtet durch die Lieder von Udo Jürgens.
Udo Jürgens selbst war ja während seines Lebens so elegant, fein und eingängig, dass man sich selten Mühe machte hinter die Fassade zu blicken. Bei schweren Stücken und Dramatik vermutet man oft tiefes Können und Bildung, aber bei leichter Musik denkt man schnell, dass es simpel ist. Das Gegenteil ist der Fall. Die Leichtigkeit muss stimmig sein, sonst wirkt sie plump. Die Texte müssen ab dem ersten Wort passend, stimmig und richtig getaktet sein. Der Takt ist auch bei der Darstellung gefragt. Die Abfolge und Reaktionen müssen auf die Zentel-Sekunde passend und abgestimmt sein. Der Spannungsbogen muss ohne Zwang durchgehend gespannt sein und bei der ganzen harten Arbeit muss es simpel aussehen.
Dieser Spagat gelingt in dieser Perfektion selten. Deshalb ist es umso schöner in „Ich war noch niemals in New York“ genau dies genießen zu können. Nach dem Film möchte man nicht mehr aussteigen aus dieser liebenswerten Welt. Man möchte mit diesem Cast weiter zusammenleben und das Leben genießen. Bei allem Kitsch und Pathos ist der Film aber nie schwülstig oder übertrieben. Es ist wie ein gelungenes Weihnachtsfest mit der Familie. Man nimmt die Erinnerung mit und der Alltag ist ein wenig glänzender.
Wie schwer diese Produktion war, sieht man auch an der sehr langen Vorlaufzeit. Über 5 Jahre dauerte es von der Idee bis zum Start der Produktion. Der Tod von Udo Jürgens war hierbei zuerst ein Dämpfer, aber dann ein umso größerer Motor. Die Produzenten hatten das Gefühl, dass sie es Udo Jürgens schuldig waren diesen Film umzusetzen. Mit dieser Verantwortung gingen Sie dann sorgsam um und erschufen dieses fantastische Werk. Auch die Feinheiten sind hier passend. So wurde bewusst ein deutsch/österreichisches Ensemble gewählt, da Udo Jürgens selbst ja Österreicher war, aber in Deutschland sehr große Erfolge gefeiert hatte. So dürfte wohl die wichtigste Kernaussage von „Ich war noch niemals in New York“ sein: Danke Udo!