Regie: Sou Abadi
Darsteller: Félix Moati, Camélia Jordana, William Lebghil, Anne Alvaro, Carl Malapa, Laurent Delbecque
Land: Frankreich
Kinostart: 28.12.2017
Die Regisseurin Sou Abadi hatte schon früher Filme im muslimischen Umfeld gemacht. Allerdings als Dokumentarfilmerin. Auf dieser Basis konnte sie nun diese herrliche Komödie entwickeln. Allerdings könnte diese nun noch gefährlicher werden, denn mit Humor im muslimischen Umfeld ist es ja so eine Sache.
Sou Abadi sagt dazu: Ich nahm an, dass es nach meinem ersten Dokumentarfilm, der ziemlich kompliziert war, weil er im Cinema-Verité-Stil in Teheran entstand, leicht sein würde, weitere Dokus drehen zu dürfen. Aber das war ein Trugschluss. Anschließend
hoffte ich lange darauf, für ein Projekt, das mir sehr am Herzen lag, grünes Licht zu bekommen. Ich wollte einen Film
über einen früheren israelischen Spion drehen, der für die Sowjets tätig war. Aber mein damaliger Produzent konnte
kein Geld dafür auftreiben mit der Begründung, dass meine Herkunft – ich bin im Iran geboren – mich nicht gerade
legitimierte, so ein israelisches Thema zu bearbeiten. Nach fünf Jahren habe ich dann aufgegeben und, um nicht in
Depressionen zu versinken, mit der Arbeit an dieser Geschichte begonnen, die ich schon länger im Kopf hatte. Allerdings
war ich sehr skeptisch, da ich vorher noch nie ein fiktionales Drehbuch geschrieben hatte und wusste, dass
eine Komödie noch viel schwieriger zu schreiben ist als ein Drama. Aber die Arbeit an dem Drehbuch war ein einziges
Vergnügen. Ich war überrascht, wie mühelos sich die Story entwickelte. Das hing vermutlich mit einem Legitimationsgefühl
zusammen: In der Geschichte stecken durchaus persönliche Erfahrungen.
Ich habe einen Teil meines Lebens in der Islamischen Republik Iran verbracht. Streng religiöse Erziehung, eine vorgeschriebene
Kleiderordnung und die Sittenpolizei haben sich unauslöschlich in die Erinnerungen an meine Teenagerzeit
eingebrannt.
Als ich in den Iran zurückkehrte, um ’S.O.S. Tehran’ zu drehen, musste ich einen Tschador tragen, während ich bei verschiedenen
Ministerien Genehmigungen einholte: Ich stolperte und verletzte mich mehr als einmal, weil sich meine
Füße in dem bodenlangen Stoff verfingen und verbrühte mich mit heißem Tee bei dem Versuch, ihn zu trinken, während
ich den Umhang trug. Einige von Armands Unfällen im Film sind also von persönlichen Erfahrungen inspiriert.
Vor ein paar Jahren hörte ich ein Interview mit Hojatoleslam Rafsanjani, einem der Machthaber der Islamischen
Republik Iran. Darin erzählte er, wie er sich vor der Revolution mit einem Tschador als gläubige Frau verkleidete, um
der Polizei des Schahs zu entkommen. Darüber hinaus flüchtete ein ehemaliger iranischer Präsident, der heute in
Frankreich im Exil lebt, 1982 ebenfalls als verschleierte Frau verkleidet. Cross-Dressing, um einer Gefahr zu entgehen
und sein Leben zu retten, das gefiel mir. Denn Billy Wilders ’Manche mögen’s heiß’ ist eine meiner Lieblingskomödien.
Außerdem hatte ich beim Schreiben der Geschichte ‘Cyrano von Bergerac’ im Hinterkopf: Armand, voll verschleiert
und für eine Frau gehalten, nutzt seine Situation, um Mahmoud bestimmte Wahrheiten zu vermitteln. Genau wie Cyrano,
der vorgibt, Christian zu sein um dadurch Roxanes Herz zu berühren. Während ich das Drehbuch schrieb, dachte
ich permanent über diese beiden Aspekte der Story nach, den komödiantischen und den ernsthafteren.