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Alter weisser Mann – Überraschend tiefgründig

Regie: Simon Verhoeven

Besetzung: Jan Josef Liefers, Nadja Uhl, Friedrich von Thun,
Michael Maertens, Meltem Kaptan, Elyas M’Barek

Erscheinungsdatum: 31.10.2024

Trailer: (236) Alter Weisser Mann – Trailer (deutsch/german; FSK 0) – YouTube

Der Begriff „alter weißer Mann“ ist für viele ein Synonym für ähnlich gelagerte „Kampfbegriffe“, seien es „Ökokriegerin“ oder „Gutmensch“, die längst zu politischen Schlagwörtern geworden sind, zu Kampfansagen. Weil Menschen sich eben gerne gegenseitig in besagte Schubladen stecken. Der Regisseur und Drehbuchautor Simon Verhoeven will sie da herausholen. Er plädiert für eine differenziertere Haltung, für das Feiern von Unterschieden, von Individuen, will zeigen, dass es viel sinnvoller ist, gemeinsam zu lachen – auch über sich selbst! – und Brücken zu bauen, anstatt zu separieren und Lager zu bilden. „Der Film ist ein Versuch, eine zersplitterte Gesellschaft zusammen an einen Tisch zu setzen und sie streiten zu lassen, aber sich auch als Menschen begegnen zu lassen“, unterstreicht die Produzentin Kirstin Winkler.

Haus Hellmich – Wohnzimmer. Die elegante Gesellschaft begrüsst Heinz, Georg und Hilmal,und wundern sich über sein Outfit. Heinz Hellmich (Jan Josef Liefers) Opa Georg Hellmich (Friedrich von Thun) Hilmal (Juri Rother)

Gleichzeitig hält Verhoeven fest: „Ich mache natürlich eine große Unterscheidung zwischen progressivem Denken, das sensibel ist hinsichtlich Diskriminierungen, bei dem man sich selbst auch in Frage stellt, und einem radikalen Zeitgeist von einigen wenigen, die es völlig übertreiben und jeglichen Willen zur Verständigung außerhalb der eigenen Blase verlassen haben. Diese radikale, pseudoreligiöse Sorte von Wokeness, ist es, die ich in meiner Komödie, neben vielem anderem, auf die Schippe nehme. Diese rigorose Zuspitzung der Ideologie von manchen schadet in Ihrer Radikalität letztlich eher demokratischen Anliegen und hilft nur Rechtsaußen.“

Das hat Verhoeven perfekt umgesetzt. Einerseits hat er eine – für deutsche Filme überraschende – Leichtigkeit und einen guten Rhythmus / Schnitt und andererseits tauchen in dieser Leichtigkeit dann unerwartete Tiefen, Verwirrungen und Überraschungen auf. Das ist frisch und hebt das Thema auf ein gutes Level. Die auf den ersten Blick platten Figuren des Films bekommen so nach und nach Tiefe, Charakter und Profil. Man kann sich hier mit unterschiedlichen EigenschaftProtagonisten identifizieren und erkennt die Vielschichtigkeit des Diskurs. Somit wurde es ein überraschend schneller und faszinierender Film. Respekt!

Haus Hellmich – Wohnzimmer. Heinz „beichtet“ seine Kinder, dass er Scheisse gebaut hat an der Börse. Carla Hellmich (Nadja Uhl) Heinz Hellmich

Wind – Die Vermessung des großen Luftozeans

Regie: Alexander Riedel

Besetzung (Als sie selbst): Özden Terli, Meteorologe und ZDF-Moderator, Dr. Christof Lüpkes und Prof. Dr. Markus Dietrich Rex vom Alfred-Wegener-Institut (AWI), Elisa Akansu vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Dr. Zhiyong Xie vom Helmholtz-Zentrum Hereon

Erscheinungsdatum: 3sat: Montag, 21. Oktober, 22:50 Uhr, Erstausstrahlung und ab 20.Oktober in der ZDF/3sat Mediathek

Trailer: Trailer: Wind – Die Vermessung des großen Luftozeans: ZDF-Presseportal

Der Filmemacher Alexander Riedel wollte in seiner Dokumentation „Wind – Die Vermessung des großen Luftozeans“ ExpertInnen zeigen, welche vom Wind im besten Sinne besessen oder zumindest fasziniert sind. Es sollte dargestellt werden, was Wind ist, welche Bedeutung er hat, welche Auswirkungen und nicht zuletzt welche Einflüsse ihn bestimmen. Der Wind ist immer da, aber wir nehmen in selten wahr. Mal merken wir, wie er uns warm ins Gesicht bläst und dann, wie er stürmt. In vielen anderen Momenten nehmen wir ihn aber als selbstverständlich an.

Der Wind ist aber sehr stark verantwortlich für unser Wetter und für unser Klima. Wenn man einmal begonnen hat, dass man sich für dieses Thema interessiert, so sieht man die Welt mit anderen Augen. In der Dokumentation kommen viele Menschen zu Wort, welche Ihr Leben dem Wind, dem Wetter, dem Klima und somit auch dem Erkennen des Klimawandels verschrieben haben. Das sind offensichtlich Wissenschaftler, aber auch Anwälte, Geschäftsleute, Rückversicherer und auch Menschen aus anderen Berufsfeldern.

So erkennt man Stück um Stück wie sehr der Wind unsere ganze Gesellschaft durchwirkt und kommt sehr schnell zu den Gefahren des Klimawandels und deren Bekämpfung. Dabei gibt es einen zentralen Satz des Films, der alle Bemühungen zusammenfasst: „Wir sind bei der Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels vielleicht an der Gesellschaft gescheitert.“ Die Akzeptanz der Maßnahmen, welche den Klimawandel abmildern ist nämlich in großen Teilen der Gesellschaft gering und so werden diejenigen Menschen, welche sich für eine Zukunft auf dieser Welt einsetzen oft als „linksversiffte Aktivisten“ beschimpft.

So ergeht es auch dem bekannten Meteorologen Özden Terli. Er ist bekannt für seine Wettervorhersage im ZDF und nimmt auch an vielen Kongressen und Podiumsdiskussionen teil. Obwohl er hier oft positiv und auf Fakten basiert argumentiert, wird auch ihm schnell ein Hang zum linken politischen Rand angelastet. Auf eine dieser Vorwürfe hatte er dann mal geantwortet: „Dann ist auch die Wissenschaft Physik links“. Das haben aber seine Gegner bewusst falsch verstanden und ihn bezichtigt nun auch die Physik in das linke Spektrum zu ziehen. Dieses Beispiel zeigt, wie schwer es ist, große Teile der Gesellschaft von der Wichtigkeit der Aktionen gegen die Gefahren des Klimawandels zu überzeugen. Es ist deshalb umso wichtiger den Dokumentarfilm „Wind – Die Vermessung des großen Luftozeans“ zu sehen um weitere Argumente und Motivationen bereit zu haben. Sehenswert für eine bessere Zukunft!

HAGEN VON TRONJE – Nibelungen für Profis

Buch & Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert

Besetzung: Gijs Naber, Jannis Niewöhner, Lilja van der Zwaag, Rosalinde Mynster

Erscheinungsdatum: 17.10.2024

Trailer: (168) Hagen – Im Tal der Nibelungen I Offizieller Trailer – YouTube

HAGEN VON TRONJE ist der Waffenmeister am Königshof der Burgunder. König Dankrat holte ihn einst als Waisenknaben nach Worms, nachdem Hagens Familie von „alten Wesen” ausgelöscht wurde, und ließ den außergewöhnlich tapferen Jungen zum Soldaten ausbilden. Tiefe Narben auf seinem Rücken zeugen von den vielen Schlachten, die er schon siegreich geschlagen hat. Es ist Hagens größtes Anliegen, den König und dessen Familie zu beschützen. Doch seine Aufopferung hat ihren Preis: Er stellt seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle hinter die des Königs. Hagens tief empfundene, aber geheime Liebe zur Königstochter Kriemhild muss ewig unerfüllt bleiben. Als König Dankrat ermordet wird, wechselt Hagens Loyalität zu dessen unerfahrenem Sohn Gunter – ausgerechnet zu einer Zeit, als Burgund von benachbarten Königreichen und deren Verbündeten bedroht wird. Doch auch innerhalb der Wormser Festungsmauern sorgt ein unerwarteter Gast für Unruhe – Siegfried von Xanten.

Soweit die Grundlagen der Geschichte. Die Nibelungensage wurde aber rund um Hagen von Tronje von Wolfgang Hohlbein 1984 in seinem Roman umgeschrieben. Das Ergebnis waren eine weit tiefere und vielschichtigere Erzählung. Die Protagonisten sind hier viel mehr Gefangene Ihrer eigenen Rollen als wahre Protagonisten. Dies fingen die beiden Regisseure und Autoren Cyrill Boss und Philipp Stennert auf und verwandelten es in einen bildgewaltigen Film.

Außer Jannis Niewöhner trifft man bei der Besetzung auch auf wenige in Deutschland bekannte Gesichter. Viele kommen aus dem nordischen Raum und geben den Figuren eine besondere Andersartigkeit. Diese Fremdartigkeit zeigt sich vor allem in der Darstellung der Wallküren. Mächtig, gefährlich und mystisch sind diese Wesen und scheinen doch so menschlich auf Ihre Art. Das schafft einen erzählerischen Rahmen, der in sorgsam ausgewählten Landschaften und Bauten spielt. So sind die Handelnden immer auch der Natur, dem Schein und den Erwartungen ausgesetzt.

Schnelle und gehetzte Erzählabschnitte wechseln sich ab mit langsamen Szenen der Charakterentwicklung. Das schafft einerseits Tiefe und andererseits schnelle Spannungsmomente. Jede der Figuren bietet dem Zusehenden eine Identifikation und so leidet man mit seinen HeldInnen mit. Es sind auch viele starke Frauen, welche in diesem Film viel stärker sind als in der eigentlichen Heldensaga. Das ist ein überfälliger Ausgleich, der die weiblichen Protagonisten Ihrer Unmündigkeit enthebt. Wer sich schon immer über die Vereinfachungen der ursprünglichen Nibelungensaga echauffiert hat für den ist dieser Film Labsal auf das Gemüt.

ISS – Ein Spiegelbild der Erde

Regie: Gabriela Cowperthwaite

Besetzung: Ariana DeBose, John Gallagher Jr., Masha Mashkova, Pilou Asbæk, Costa Ronin, Chris Messina

Erscheinungsdatum: 18.07.2024

Trailer: (41) I.S.S. Trailer German Deutsch (2024) – YouTube

Die International Raumstation ISS (International Space Station) ist ein Symbol der Zusammenarbeit zwischen der U.S.A. und Russland. Soweit die Theorie und der gute Ansatz. Was passiert aber, wenn – wie es aktuell geschieht – weiterführende Konflikte zwischen U.S.A. und Russland auf der Erde geschehen. Es ist eine wichtige Tatsache, dass die Astronauten Befehlen von der Erde folgen müssen.

Das ist das grundlegende Spannungsfeld des Thrillers ISS. Das sehr gute Drehbuch geht aber noch weit darüber hinaus. Neben den puren Fakten sind es 6 Menschen, welche zum Zeitpunkt der Handlung in der ISS auf engstem Raum und unter fragilen Lebensbedingungen leben. Alle 6 haben unterschiedliche Charaktere, Lebenssituationen, Pflichtverständnisse und Moralvorstellungen.

In diesen Mix werden während des Films die Schrauben auch noch weiter angezogen, so dass trotz der Lautlosigkeit im Raum die Spannungsfelder fast hörbar knistern. Klar hervorzuheben ist die fantastische genaue Dramaturgie des Drehbuchs. Die kleinsten Handlungen und Aktionen passen ins Bild und sind nachvollziehbar. Eine harmlose Situation wie das zubereiten eines Sandwiches mit einem Messer (!) wird hier zur Nagelprobe.

Das gute Drehbuch wird durch die persönlichen und uneitlen Darstellungen der Schauspielenden umgesetzt. Die einzelnen Rollen werden hierbei auch in ihren Schattenseiten dargestellt ohne die Personen zu verraten. Auch wenn eine Handlung scheinbar als schlecht oder unmoralisch interpretiert werden kann ist sie nachvollziehbar und wirkt nicht konstruiert.

An einem zentralen Punkt wird das Spiegelbild der ISS zur Erde ganz besonders deutlich. Als die beiden Anführer der beiden Nationen in einen zentralen Konflikt geraten wird deutlich wie zerstörerisch die aktuellen Machtstrukturen auf der Erde und somit auch auf der ISS sind. Nachdem dies offenbar wurde fiebert man dem Ende des Films und deren Auflösung zu. Wenn man der Meinung ist, dass ein gut durchdachtes Ende eines Films ein zentrales Qualitätsmerkmal ist, so geht man Ende sehr zufrieden in die Realität auf der Erde zurück.

The Dead Don’t Hurt – Eine Zeit ohne Schmerzen

Regie, Darsteller: Viggo Mortensen

Besetzung: Vicky Krieps, Viggo Mortensen, Danny Huston, Garret Dillahunt und Roy McKinnon

Erscheinungsdatum: 08.08.2024

Trailer: https://youtu.be/Xgv25Ni_jv0?feature=shared

Es ist ein ungewöhnlicher Anfang, der sofort eine veränderte Art der Wahrnehmung hervorruft. Stille und eine sterbende Frau mittleren Alters. Diese lange Kamerafahrt bringt den Zuschauer sanft in den Film, in diese harte Welt, in diese Zeit und in diese Ruhe des Todes. Nicht ohne dies in der nächsten Szene sofort radikal zu konterkarieren.

Die Geschichten werden vom Ende her erzählt, ohne dabei die Spannung oder die Neugier zu nehmen. Lange Teilerzählungen werden uns klar oder mit vielen Anspielungen präsentiert und ergeben ein immer klareres Puzzle. Wir erkennen Zusammenhänge so wie sie auch die Protagonisten und Antagonisten erkennen.

Trotzdem laueren einige Wendungen, Überraschungen und auch Teil von Hoffnung in dieser teils trostlosen und teils wunderschönen Welt der Zeit in Amerika rund um den Bürgerkrieg. Es ist ganz klar ein Film von Viggo Mortensen, welcher auch als Schauspieler den Zuschauer an die Hand nimmt. So trägt er die Stimmung in seinen Blicken und wenigen aber faszinierenden Aktionen. Es ist ein bewusster Film, der die Konsequenzen des eigenen Handels extrem klar darstellt.

„The Dead Don’t Hurt“ ist wieder mal ein Western, der das verschobenen frühere Bild der Western klar rückt und uns diese Welt näherbringt. Teilweise möchte man dort sein und teilweise weit weg davon. Das sind eben die 2 Seiten der Geschichte und diese Ambivalenz nehmen wir mit in unseren Alltag.

PROBLEMISTA – Tilda Swinton ist unsterblich

Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller: Julio Torres

Besetzung: Julio Torres, Tilda Swinton, RZA, Isabella Rosselinni

Erscheinungsdatum: 13.06.2024

Trailer: PROBLEMISTA

PROBLEMISTA ist nicht nur ein sehr persönlicher Film für Julio Torres, sondern auch sein Spielfilmdebüt als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller. So ist es sensationell, dass er Tilda Swinton, Isabella Rossellini und weitere Charakter-Darsteller dafür gewinnen konnte. Nach dem Film wird es aber auch klar warum sie für dieses Projekt zugesagt haben. PROBLEMISTA hat eine eigene Ästhetik, eine eigene Erzählung und viele andere Eigenheiten. Das zeigt sich schon von Anfang an bildlich am eigentümlichen Gang des Protagonisten Alejandro (Julio Torres).

… ihre Mission …

Man erlebt an der Seite von Alejandro wie er mit aller Macht seinem Traum in Amerika nachjagt und dabei definitiv nicht den geraden Weg nimmt. Diesen gibt es nämlich einfach nicht. So hat Alejandro extrem viele PROBLEMISTA!!! Um diese darzustellen, wechselt der Film mühelos die Erzählebenen und landet bei einer unmöglichen konkreten Aufgabe, welche Alejandro lösen muss, um sein Ziel zu erreichen.

… auf dem Weg zu Ihrer Mission …

Als Gegen- / Mitspielerin, Komplizin und Monster an seiner Seite hat er Tilda Swinton, welche man selten so authentisch und real gesehen hat. Sie ist eine Naturgewalt, welche erschaffen und auch zerstören kann. Aber immer mit einer klaren Absicht und einer radikalen Ehrlichkeit und Direktheit.

So reift Alejandro an seiner Aufgabe und der Kinozuschauer kann viele Parallelen zu seinen eigenen Herausforderungen finden. So nimmt man mit PROBLEMISTA viel Mut und Leidenschaft mit in sein Leben. Alejandro ist ein klares Bild des Träumers, der es auf sich nimmt in der harten Realität dem Kampf zu stellen. Dabei weicht er nicht von der Stelle und besiegt die Drachen. Der Schatz ist ihm am Ende sicher und das ist alles andere als märchenhaft.

Große Ideen!!!

Challengers – Rivalen: Eine Liebeserklärung an das Tennis

Regie: Luca Guadagnino

Besetzung: Zendaya, Mike Faist, Josh O’Connor

Erscheinungsdatum: 25.04.2024

Trailer: (31) CHALLENGERS – RIVALEN Trailer #2 Deutsch German (2024) – YouTube

„Challengers – Rivalen“ ist ein Film, der den Dingen auf den Grund geht. In vielen Rückblenden baut er die Beziehung und Geschichten der 3 Charaktere auf. Denn neben den beiden Tennis-Rivalen Art und Patrick ist die angehende Profi-Tennisspielerin Tashi der Nährboden für die Eskalation der Rivalität. Sie ist der Zündstoff dieses Films. Mit 132 Minuten hat „Challengers – Rivalen“ Überlänge und diese Zeit nutzt er um uns als Zuschauer in die Realität der Tennisprofis zu locken. Dass hierbei scheinbare Längen entstehen ist gewollt und so geraten wir immer tiefer in den Strudel des Profisports.

Es ist eine sehr komplexe Dreiecksbeziehung, die man in vielen Facetten miterleben darf. Große Erfolge und Schicksalsschläge geben sich hier die Klinke in die Hand und setzen den Nährboden für ein doch auch zu Teilen sehr alltägliches Leben. Der Spagat zwischen diesen beiden Polen ist für alle drei ein ständiger Konflikt.

Eine lange Erzählung macht immer dann Sinn, wenn am Ende alles ineinanderläuft und im besten Fall noch zu einem fantastischen Finale führt. Darum geht es ja im Sport generell und im Tennis im Speziellen. Um ein spannendes und hitziges Finale. In „Challengers – Rivalen“ kommt man dabei voll auf seine Kosten. Nicht nur inhaltlich steigert der Film am Ende sein Tempo radikal, sondern auch filmtechnisch. Komplette Wechsel in neue ungewohnte Perspektiven, schnelle Schnitte und Zeitlupen wechseln stetig. Dieser Zauberwirbel bildet den Höhepunkt in allen Aspekten und man versteht den langen und intensiven Aufbau.

Am Ende verlässt man den Film wie nach einem großartigem Tennismatch. Leicht aufgedreht, inspiriert und mit dem Gefühl an etwas Großartigem teilgenommen zu haben. Das ist Tennis, das ist Kino und das ist in diesem Film die perfekte Mischung. Der Regisseur Luca Guadagnino hat uns ja schon oft in seine Geschichtswelten gelockt, aber in diesem Film hat er es auf die Spitze getrieben. Italiener sind eben einfach unschlagbar in Ihrer Tragik. Bravissimo Maestro.

Es sind die kleinen Dinge – Die Kraft des französischen Kinos

Regisseur: Mélanie Auffret

Darsteller: Michel Blanc, Julia Piaton, Lionel Abelanski, Marie Bunel

Erscheinungsdatum: 18.04.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QP8SpsXFy4E

Das französische Kino findet leider selten in Deutschland statt. Deshalb ist es umso schöner, dass „Es sind die kleinen Dinge“ am 18.04.2024 in über hundert deutschen Kinos startet. Mit dabei sind in Frankreich sehr bekannte Schauspieler wir Michel Blanc und Julia Piaton. Im Vergleich zu Frankreich sind diese aber in Deutschland deutlich weniger bekannt. Dabei findet sich hier vieles, dass französisches Kino ausmacht: Authentische Schauspielende, gute Geschichte, Charakterentwicklungen und vor allem viel Charme.

Es geht um ein kleines Dorf in Frankreich, dass immer mehr vom Wegzug der Einheimischen betroffen ist. Alice De Guennic, die Bürgermeisterin / Lehrerin und Mädchen für alles, kämpft gegen diese Entwicklung mit viel Herzblut. Spannend sind hier vor allem die vielen Charaktere im Dorf, die man im Lauf des Films lieb gewinnt. Sie alle haben Ihre Geschichten/Nöte/Träume und sind eng verbunden. Das erzeugt einerseits eine heimelige romantische Stimmung, aber es wird auch klar, dass die Entwicklung nur schwer aufzuhalten ist.

Das Schöne an „Es sind die kleinen Dinge“ ist die Ehrlichkeit und Klarheit. Die Geschichten werden erzählt ohne zu werten und das Ende ist versöhnlich aber nicht kitschig. So geht man am Ende aus dem Kino mit dem Gefühl die Menschen im Dorf verstanden zu haben und etwas für das eigene Leben mitgenommen zu haben. Das ist die Kraft und der Zauber des französischen Kinos.

GOLDA – Israels eiserne Lady – Ein Film der vermutlich nie zur passenden Zeit gezeigt werden kann

Regisseur: Guy Nattiv

Darsteller: Helen Mirren, Liev Schreiber, Camille Cottin, Ellie Piercy, Henry Goodman

Erscheinungsdatum: 30.05.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QP8SpsXFy4E

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Das Thema Israel als eigenes Land ist schon seit seiner Gründung ein brisantes und vielschichtiges Thema. Deshalb ist es gut hier Fakten zu kennen und so wenig als möglich zu werte. Dabei kann „Golda – Israels eiserne Lady“ helfen, obwohl die Perspektive sicher einseitig ist. Um die Person Golda Meir als israelische Ministerpräsidentin zu verstehen ist er aber sehr gut geeignet. Er ist sehr faktisch orientiert und nimmt die Sache ernst und soweit es geht ohne Pathos. Der Film konzentriert sich auf die zehn Tage des Jom-Kippur-Krieges im Jahr 1973, in denen die israelische Premierministerin Golda Meir einige der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens treffen musste.

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Helen Mirren erweist sich hierbei als die ideale Besetzung und auf den ersten Blick ist nicht als Helen Mirren erkennbar. So sehr ist sie in die Rolle der Golda Meir geschlüpft, dass ihr eigenes Gesicht ganz verschwindet. Man folgt dieser beeindruckenden alten Dame durch die Tage der Krise auf Schritt und Tritt. Man erlebt die Tragik und Schwere ihres Amtes fast am eigenen Leib und das schafft Verständnis. Auch ihr Stab wird als Menschen dargestellt, welche mit den Ängsten, Eitelkeiten und Verlusten umgehen müssen. Dabei gibt es viel Scheitern, aber auch Hoffnung.

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Das Ende ist versöhnlich und tragisch zugleich. Es lässt die Hoffnung auf einen Frieden auch jetzt aufkommen, zeigt aber auch das große Leid, welcher ein Frieden immer mit sich trägt. Wenn man diesen Film betrachtet, sollte man deshalb am besten nicht werten oder sich für eine Seite entscheiden, sondern die Fakten betrachten und lernen.

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Ein Glücksfall – Woody Allen überrascht uns wieder mal

Regisseur: Woody Allen

Darsteller: Lou de Laâge, Valérie Lemercier, Melvil Poupaud, Niels Schneider

Erscheinungsdatum: 11.04.2024

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=QP8SpsXFy4E

Oh ja, er ist wieder da. Derjenige, der uns schon so oft durch Geschichten, Realitäten und Absurditäten geführt hat: Woody Allen. Wohl jeder von uns hat seine Glücks- und Schreckensmomente mit Mr. Allen und nennt ihn gerne Woody. Es ist oft eine persönliche Beziehung mit seinen Welten, in die er uns nur zu gerne mitnimmt. Dabei wird es auch manchmal ein wenig zu persönlich. Vor allem in der Zeit als er selbst große Teile der Filme selbst als Darsteller ausfüllte.

Ganz anders ist es aber in „Ein Glücksfall“. Schon seit längerem hat Woody seinen Weg in schöne reiche Umgebungen gewählt, welche dann langsam, aber unaufhaltsam abblättern. Dabei beginnt alles so positiv. Fanny und Jean sind ein Traumehepaar mit viel Geld und keinen Sorgen. So schön kann ein Leben sein, wenn man ausgesorgt hat. Dann trifft Fanny aber ihren alten Schulfreund Alain zufällig auf der Straße. Nachdem Sie hier zuerst zögerlich ist, erweist sich aber auch dieses Treffen als Glücksfall, steht aber in Konflikt mit dem ersten Glücksfall. Weitere Glücksfälle folgen, machen aber vieles noch schlimmer.

Es ist faszinierend, wie hier das eine Glück zum Unglück des anderen Glücks wird. Dabei ist nichts schwarz und weiß, sondern eher grau bis düster und auch mal naiv. Die Gefühle schwanken hin und her. Scheinbare Lösungswege funktionieren und gehen dann doch schief. Oder doch nicht. Das ist spannend und so vergeht die Zeit in „Ein Glücksfall“ wie im Flug. Nur der letzte Glücksfall ist ein kleiner Wermutstropfen. Aber das entscheidet ja jeder für sich selbst.