Dog Man – Fantastisch schräg

Regie: Peter Hastings

Buch: Dav Pilkey

Stimmen (Original): Pete Davidson, Lil Rel Howery, Isla Fischer, Lukas Hopkins Calderong, Ricky Gervais

Kinostart: 10.04.2025

Trailer (Deutsch): DOG MAN: Wau gegen Miau Trailer German Deutsch (2025) – YouTube

Trailer (Original): (201) DOG MAN | Official Trailer – YouTube

Dog Man (Peter Hastings) in DreamWorks Animation’s Dog Man, directed by Peter Hastings.

Es ist so traurig, dass die Dog Man Bücher von Dav Pilkey in Deutschland sehr unbekannt sind. Auch der deutsche Titel „DOG MAN: WAU GEGEN MIAU“ weckt eher den Eindruck, dass es sich hier um einen Kinderfilm handelt. Deshalb wird DOG MAN vermutlich in Deutschland ein Insider-Tipp bleiben. Denn hier sind Personen am Werk, die Storytelling im Blut haben. Das cineastische und skurrile Interesse und Wissen ist hier in jeder Einstellung spürbar.

Petey (Pete Davidson) in DreamWorks Animation’s Dog Man, directed by Peter Hastings.

Im Film kann man es stellenweise kaum fassen wie herrlich schräg und radikal die Charaktere agieren und ich welche Verstrickungen uns die geniale Story führt. Zugegeben, die Dialoge verlieren etwas bei der Übersetzung, sind aber immer noch auf den Punkt gebracht. Es ist aber auch schwer in der Übersetzung gegen solche Comedy-Ikonen wie Ricky Gervais zu bestehen.

Pete Davidson voices Petey in DreamWorks Animation’s Dog Man, directed by Peter Hastings.

Besonders schön ist, wie konsequent DOG MAN glückliche Wendungen oder Andeutungen von Happy Ends systematisch explodieren lässt. Das ist so erfrischend, dass man sich wünscht es könnte immer so sein. So können nämlich ganz andere Dinge als platte Klischees passieren und das schafft neue Möglichkeiten.

(from left) Dog Man (Peter Hastings), Doctor (Rahnuma Panthaky), Nurse (Maggie Wheeler) and Officer Knight (Peter Hastings) in DreamWorks Animation’s Dog Man, directed by Peter Hastings.

Als Fazit kann man sagen, dass man sich DOG MAN: WAU GEGEN MIAU genauso gut mit Kindern wie mit den schrägen Kumpels ansehen kann. Die Kinder werden die Anarchie lieben und die Freunde die schrägen Witze. Somit ein Film für die ganze Peer-Group.

(from left) Petey (Pete Davidson) and Dog Man (Peter Hastings) in DreamWorks Animation’s Dog Man, directed by Peter Hastings.

Schneewittchen – Guter Mix

Regie: Marc Webb

Story: Erin Cressida Wilson

Besetzung: Rachel Zegler, Gal Gadot

Kinostart: 20.03.2025

Trailer: https://youtu.be/VnDE2KOZXBY

Schneewittchen kennen wir alle ja schon zur Genüge. Als Märchen, Zeichentrick und in vielen anderen Variationen. Da ist es dann schon eine Herausforderung den Stoff wieder mal neu auf die Leinwand zu bringen. Deshalb hat sich Erin Cressida Wilson etliches für die neue Story überlegt. Das Wichtigste ist der sehr gelungene Mix zwischen Schneewittchen und Robin Hood. Das passt überraschend gut zusammen und bringt viel Erdigkeit in die Geschichte.

(L-R) Jonathan (Andrew Burnap) and Snow White (Rachel Zegler) in Disney’s live-action SNOW WHITE. Photo by Giles Keyte. © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Als zweites hat Marc Webb etlichen Kitsch aus der Inszenierung genommen. Schneewittchen ist nicht zu 100% süß, sondern durchaus selbstbewusst, ernst und fordernd. Auch das Zusammenspiel mit den sympathischen Gaunern aus dem Wald ist auf Augenhöhe und die Prinzessin zeigt Kante. Fantastisch sind auch die Zwerge, welche im Film viel Tiefe und persönliche Entwicklung bekommen. Die Animation ist hierbei sehr hilfreich und ermöglicht viele Facetten.

Gal Gadot as Evil Queen in DISNEY’s live-action SNOW WHITE. Photo courtesy of Disney. © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Die gelungene Musical-Verbindung ist ein weiterer Pluspunkt. Die Songs gehen ins Ohr uns sind stellenweise auch humorvoll. Gegebenenfalls sollte man sich Schneewittchen aber im englischen Original ansehen, denn bei den Musical-Einlage hat der Originaltext mehr Schwung und Gefühl. Das heißt aber nicht, dass die deutsche Version der Songs nicht gut wäre, aber das Original ist eben schwer zu erreichen.

Rachel Zegler as Snow White in DISNEY’s live-action SNOW WHITE. Photo courtesy of Disney. © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Insgesamt ist Schneewittchen zwar ein Kinderfilm, aber auch für erwachsene Kinder sehr zu empfehlen. Die vielen Facetten und Ideen ergeben ein tolles Ideen-Feuerwerk und sind ein Genuss für sich. Somit einfach mal wieder Kind sein dürfen und mit Schneewittchen und Robin Hood durch die Wälder streifen. Was könnte schöner sein.

Rachel Zegler as Snow White in DISNEY’s live-action SNOW WHITE. Photo courtesy of Disney. © 2024 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved.

Hier noch ein kleiner Service von uns. Damit Ihr die sieben Zwerge alle auf dem Schirm habt, schreiben wir Euch die deutschen und englischen Namen mal auf:

Chef – Doc
Happy – Happy
Schlafmütz – Sleepy
Hatschi – Sneezy
Pimpel – Bashfull (Übersetzung: Schüchtern)
Brummbär – Grumpy
Seppel – Dopey (Übersetzung: Doof)

Die Akademie – Kunst und Schmerz

Regie: Camilla Guttner

Besetzung: Maja Bons, Luise Aschenbrenner, Jean-Marc Barr, Andreas Lust

Kinostart: 20.03.2025

Special Screening mit Regisseurin Camilla Guttner sowie Schauspielerin Isolde Barth in München: 20.03.2025 (Rio Filmpalast)

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=YXWrGnLdt2Q

Um den Film „Die Akademie“ zu verstehen, ist es essentiell die DIRECTOR’S NOTE von Camilla Guttner als Präambel zu setzen:

DIE AKADEMIE trägt autobiographische Züge. Ich habe fünf Jahre lang an der Kunstakademie in München bei Sean Scully Malerei studiert. Eine Zeit, die mich als Mensch, als Künstlerin und als Filmemacherin stark beeinflusst hat. Die Kunstakademie ist ein Ort, wo jede Klasse eine eigene Insel ist, wie eine Glaubensgemeinschaft. Ich selbst habe dort die schönsten und erhellendsten, aber auch die schrecklichsten und abenteuerlichsten Tage erlebt. Im Umfeld der AKADEMIE sind mir die
unterschiedlichsten Menschen begegnet, von denen auch viele als fiktionalisierte Charaktere im Film auftauchen. Im echten Leben wie im Film müssen sie sich, mal gemeinsam als eingeschworene Familie,
mal jeder für sich, gegen die Widrigkeiten der Kunstkademie, den Verwerfungen des Kunstmarktes und den Konsequenzen ihrer kompromisslosen Lebensentwürfe behaupten. Immer wieder stehen sie
vor der Frage, wie weit sie für ihren Traum als Künstler gehen werden. Immer wieder geraten sie in das Spannungsfeld zwischen Solidarität und Egomanie, Liebe und Hass, Anerkennung und Ablehnung, Freude und Schmerz, Neid und Eifersucht, Erfolg und Scheitern. Und doch spiegeln diese Künstler die Träume, Ängste, Wünsche und Sehnsüchte von uns allen wider.

Diese Directors Note ist auch die Basis des Films. So wirkt der Film sehr persönlich und direkt. Er wirkt auf den Zuschauenden wie eine wahre Erzählung und erklärt auch die teils sehr extremen Szenen, welche nur das wahre Leben schreiben kann. Das hat Kraft und wirkt. Mit der Zeit sucht man aber nach der Geschichte im Film. Nach dem roten Faden. Aber den gibt es vermutlich im wahren Künstlerleben nicht. Als KünstlerIn ist man immer getrieben von äußeren und inneren Einflüssen und so ist auch der Film „Die Akademie“ rastlos.

Immer wieder pendelt die Protagonistin zwischen Leid und Freude. Das zermürbt, fesselt und motiviert zugleich. Ständige extreme Poole sind hier Realität und so ist man am Ende atemlos und kann die versöhnlichen Worte nur noch entfernt wahrnehmen. Das ist Kunst und das hat immer auch mit Schmerz zu tun. Diese Reise in eine andere Welt ist empfehlenswert für alle Kunstinteressierten.

OLD GUY – Christoph Waltz Privat

Regie: Simon West

Besetzung: Christoph Waltz, Lucy Liu, Cooper Hoffman

DVD-Erscheinungsdatum: 14.03.2025

Endlich wieder ein Film mit Christoph Waltz. Über ein Jahr mussten wir warten und so sitzen wir gespannt in unseren Sesseln. Noch dazu hat er Lucy Liu und Cooper Hoffmann an seiner Seite, die ja auch keine Unbekannten sind. Das ganze Setting und der Trailer sehen nach einem packenden Actionfilm aus und wir haben das Popcorn bereit. Aber dann kommt alles ganz anders.

Stück um Stück wandelt sich der Actionfilm ins Private. Wir erleben den alternden Killer, der plötzlich entdeckt, dass es neben dem Töten auch noch das Leben gibt. Ähnlich unerwartete Entwicklungen macht auch die smarte Nachtclub-Betreiberin und der hochgelobte Jung-Killer. Was am Anfang noch staksig und pubertär daherkommt wird mit immer härteren Aufgaben und Misserfolgen leiser und persönlicher.

„Old Guy“ wird, wie im Film wohl auch von vielen Zuschauern, oft falsch interpretiert. Wenn man ihn als reinen Actionfilm sieht, dann wird er zum Ende hin vermutlich enttäuschend. Lässt man sich aber auf die Figuren und Entwicklungen ein, so entdeckt man viele Zwischentöne und Blicke, die auf eine neu gefunden Tiefe der Charaktere und deren Beziehungen zueinander hinsteuern.

So ist das Ende wohl eher ein neuer Anfang eines anderen Lebens nach dem Töten. Das ist eine schöne Metapher und es macht Freude dies mitzuerleben. Somit einfach darauf einlassen und genießen.

RIFF RAFF – Im Alter kommt die Klasse

Regie: Dito Montiel

Besetzung: Bill Murray, Ed Harris, Jennifer Coolidge, Pete Davidson, Lewis Pullman, Emanuela Postacchini, Gabrielle Union

Erscheinungsdatum: 27.03.2025

Trailer: (118) RIFF RAFF – Verbrechen ist Familiensache – Kinotrailer Deutsch HD – Release 27.03.25 – YouTube

Es ist eine Freude, wenn man Menschen zusehen kann, die Ihr Handwerk verstehen. Da sitzt jeder Handgriff und des Endprodukt hat echt Klasse. So ist es auch in RIFF RAFF. Ganz sicher Trash, aber auf was für einem hohem Niveau!!!

In dem herrlich alltäglich ausgestattetem Setting sind die Figuren sichtlich zu Hause. Sie tragen die Klamotten teilweise schon seit Tagen und man glaubt den Muff zu riechen. Das sind echte Menschen, die aber alles andere als normal sind. Wenn hier jemand mal normal angelegt ist, dann auch wieder so übertrieben, dass es schon wieder weit drüber ist.

Das alles führt zum idealen Setting für eine perfekte Geschichte in der man laufend in andere Handlungsstränge und Wendungen verstrickt wird. Dabei ist aber jede Wendung logisch und nachvollziehbar. Überraschend und erschreckend, aber immer intelligent und den Figuren entsprechend.

Das Schönste ist dabei der Genuss der Schauspielenden an den Rollen. Die Freude mit der Figur und deren Entwicklungen führt dazu, dass das Ensemble alle Zeit der Welt hat. Dies führt aber nicht zur Überlänge, sondern zu einer perfekt umgesetzten Story, die man genießen kann. Im Alter kommt eben die Klasse.

Verrückt nach ihm – Bridget Jones kommt wieder in unser Leben

Regie: Michael Morris

Besetzung: Renée Zellweger, Chiwetel Ejiofor, Leo Woodall, Jim Broadbent, Colin Firth, Hugh Grant

Erscheinungsdatum: 27.02.2025

Trailer: https://youtu.be/OluDvoaTcec?feature=shared

Wie lange ist es her, dass wir den ersten Bridget Jones Film gesehen haben? 21 Jahre?!? Kann das sein? Es war doch gerade erst gestern und wir stehen doch noch voll im Leben!!!

(from left) Shazzer (Sally Phillips), Tom (James Callis), Bridget Jones (Renée Zellweger) and Jude (Shirley Henderson) in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.

Ja so ist das, wenn die Personen aus einem seiner Lieblingsfilme in den neuen Filmen älter werden. Es wird einem liebevoll klar, dass man schon reifer geworden ist und Bridget Jones ist es auch. Zumindest äußerlich. Innerlich gibt es da noch so einiges zu tun und an guten Ratschlägen von Freunden, Verwandtschaft, Ärzten und Briefträgern mangelt es nicht. Aber das alles ist nicht soooo einfach.

Renée Zellweger as Bridget Jones in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.

Wir befinden uns hier im dem zweitschwierigsten Genre der Filmindustrie, nämlich in einem Liebesfilm. Eine Tragödie ist im Vergleich einfach. Bei einem Liebesfilm ist der Grat zwischen Kitsch und wahren Gefühlen nämlich sehr sehr schmal. Die Dosis, der Rythmus, die Dauer und vor allem auch die Freude muss hier perfekt ausgewogen sein, damit es ein leichter und doch hochwertiger Genuss wird. Das ist alles andere als trivial.

(from left) Bridget Jones (Renée Zellweger) and Roxster (Leo Woodall) in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.

Ein hervorragender Helfer ist hier der britische Sarkasmus und die Verrücktheit der Insel. Sie macht die Charaktere liebenswert und verhindert Überzuckerung. Besonders großartig ist hier Hugh Grant über seine lange Schauspielkarriere gereift. Wie schon als Oompa Loompa bei Wonka ist er phantastisch uneitel und denoch ein Poser vor dem Herrn. Das ist wahrlich erfrischend.

(from left) Daniel Cleaver (Hugh Grant) and Bridget Jones (Renée Zellweger) in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.

Am spannendsten ist aber Bridget selbst. Renée Zellweger lebt diese Rolle so sehr, dass die Grenzen teilweise verschwimmen. Das ist Gold für diesen Film. Wir erleben fast wie in einer Reality-Show die Entwicklung von Bridget zu ihrem neuen Ich. Das ist berührend, kitschig (aber nicht zu viel), witzig und vor allem Bridget Jones. In Amerika lief der Film zum Valentinstag und genau da ist er zu 1.000 Prozent passend an anderen Tagen zu 100 Prozent. Viel Romantik auf hohem Niveau.

Renée Zellweger as Bridget Jones in Bridget Jones: Mad About the Boy, directed by Michael Morris.

Unter den Wolken – Lesung von Achim 60 Bogdahn

Titel: Unter den Wolken

Erscheinungsdatum: 31.08.2022

Lesung: 13.02.2025 – Wartenberg – Alte Schule – Nikolaiberg

„Unter den Wolken“ ist eine der vielen typischen Ideen von Achim 60 Bogdahn: Ungewöhnlich, scheinbar trivial, überraschend tief, sehr unterhaltend und vor allem sympathisch. Die Idee war, dass Achim die höchsten Berge jedes einzelnen deutschen Bundeslandes irgendwie erklimmt. Das ist in Bayern mit der Zugspitze (2.962 m) offensichtlich genauso herausfordernd wie in Bremen die Erhebung im Friedehorstpark (32,5 Meter). Es ist eben alles eine Frage der Perspektive.

Diese Perspektiven unterscheiden sich bei jedem der Berge / Erhebungen, da die Begleiter jeweils andere sind. Diese reichen von Mehmet Scholl über Rocko Schamoni zu Felix Neureuther. Genau mit diesen Begleitern kommt das Leben in die Lesung von Achim. Er schweift ab, erinnert sich an andere Randgeschichten und erzählt voller Leidenschaft aus seinem Erlebten. Da sind schon auch öfter mal Fußballgeschichten dabei. Aber auch diese sind nicht nur für Fussballfans, sondern für alle die sich für die Menschen begeistern.

Die große Vision von Achim 60 Bogdahn ist es einmal ein eigenes Kabarettprogramm auf die Bühne zu bringen. Wir meinen aber, dass er das in der Lesung bereits erschaffen hat. Sie war voller Parodien, schräger Perspektiven, Spiegel für die Zuschauenden und allen möglichen kabarettartigen Szenen. Nein es war besser als ein Kabarettprogramm, es war ein wunderbarer Abend, der alle im vollem Saal der alten Schule berührt hat.

Danach ging es noch auf den Nikolaiberg, der höchste Berg von Wartenberg. Hier wird im Sommer eine große Kabarettbühne aufgebaut. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

The Critic – Kritik ist ein brutales Urteil


Regie: Anand Tucker

Besetzung: Ian McKellen, Gemma Arterton, Mark Strong, Ben Barnes, Alfred Enoch, Romola Garai & Lesley Manville

Erscheinungsdatum: 13.03.2025

Trailer: (51) The Critic Official Trailer – YouTube

Präambel: London, 1934. Jimmy Erskine ist ein berüchtigter Theaterkritiker, der jeden Schauspieler, der das Pech hat, ihn zu enttäuschen, brutal in seiner Kritik zerstört. Besonders hart geht er mit Nina Land (Gemma Arterton) um, einer aufstrebenden Hauptdarstellerin, die Erskine schon lange vergöttert. Er führt ein ebenso extravagantes Leben wie er schreibt: Partys bis in die Nacht, Begegnungen im Park und das Zusammenleben mit seinem viel jüngeren „Sekretär“ Tom (Alfie Enoch). Das alles in einer Zeit in der Homosexualität unter Strafe steht und auch in Großbritanien die ersten Nazis entstehen. Als jedoch der Eigentümer seiner Zeitung stirbt und sein Sohn (Mark Strong) die Leitung übernimmt, wird Jimmy angewiesen, sich zurückzuhalten, um die neuen Familienwerte der Zeitung nicht zu missachten. Da seine Arbeitsplatzsicherheit bedroht ist, heckt er einen hinterhältigen Plan aus, der eine Kette von Ereignissen mit schrecklichen Folgen auslöst.

„The Critic“ ist ein wahrlich britischer Film mit all seinen Vorteilen und Qualitäten. Radikal, schräg, diszipliniert und einer fantastischen Geschichte. Als Vorlage hat sich der Regisseur eine sehr gute Romanvorlage genommen und das ist die solide Basis auf welcher dieser Film und all Akteure tanzen. Es gilt somit die Geschichte mit allem Respekt auszugestalten und mit den passenden Facetten zu garnieren. Es war sicher ein Genuss für die Schauspielenden in solch einem gesichertem Bühnenraum die tiefen menschlichen Abgründe darstellen zu können, die uns alle ja so sehr vertraut sind.

Wir alle wollen unseren Besitzstand waren und den Einfluss weiter ausbauen. Gewiss, das machen wir moderat und ohne dass es auffällt. Was wäre aber wenn wir hier die Grenzen überschreiten und unseren Einfluss auch mit nicht moralisch akzeptierten Mitteln verstärken? Begeben wir uns da nicht in einen basisfremden Raum. Mit dieser Entscheidung geben wir uns in ein neues System, vielleicht sogar in ein System der Liebe. Eine Liebe für das Theater, eine Liebe für die Wahrhaftigkeit und eine Liebe für sich. Sind das nicht Ideale für welche wir alles gerne opfern wollen ?!?

Ja wollen wir rufen, aber es gibt auch die Sicht der Geldgeber, der Verantwortlichen und vor allem der Zeitungsbesitzer. Diese wertkonservativen Ikonen zerbrechen oft an Ihren Idealen und sind aber auch in diesem Film durch Ihre Konstanz die eigentlichen Protagonisten. Ihre Entscheidungen entscheiden und teilen alles und alle anderen versuchen nur zu reagieren. Außer Jimmy Erskine!!!

Er wirkt bescheiden, aber er ist radikal in vielen Dimensionen. Schwul, brutal, skrupellos, kultur-besessen und gebildet. Wie viel schlimmer kann ein Mix sein? Aber er marschiert durch diesen Film wie der eigentliche Regisseur. Diese Rolle wurde ihm sicher auf den Leib geSCHNEIDERt, aber was er damit weiter entwickelt hat ist eine Krönung der darstellenden Kunst.

Nun gilt es nur noch, dass wir Sie als Rezeptionisten auffordern diesen Film zu sehen und zu genießen. Feedback erwünscht,

Der Brutalist – Nur erfunden

Regie: Brady Corbet

Drehbuch: Brady Corbet, Mona Fastvold

Besetzung: Adrian Brody, Felicity Hones, Guy Pearce, Joe Alwyn

Erscheinungsdatum: 30.01.2025

Trailer: (39) DER BRUTALIST | Offizieller Trailer deutsch/german HD – YouTube

Der Brutalist ist ein sehr sehr langer Film: 215 Minuten inklusive 15 Minuten Pause. Das ist schon eine Ansage. Hier will eine Geschichte erzählt werden. Es wird von einem riesigen Werk erzählt, dass alle erdrückt und mit Sehnsüchten vollgestopft ist.

Der Brutalist ist der Architekt László Tóth, dessen Gebäude dem Stil des Brutalismus zuzuordnen sind. Das ist beeindruckend und die Geschichte hat viele konstruierte Windungen, bei denen man sagen würde: Das glaubt einem doch niemand, dass es wirklich so stattgefunden hat. Leider ist das Leben und die Figur des László Tóth aber ziemlich frei erfunden. Sie wurde nur entfernt an dem Architekten Marcel Breuer abgelehnt, der das Whitney Museum in New York entwarf.

Chelsea, Manhattan, NYC

In diese Geschichte wird sehr viel hineingepackt und entscheidende Aktionen oder Tatsachen aber nicht erklärt. Das wirkt konstruiert, nicht nachvollziehbar und hinterlässt ein komisches Gefühl. Dabei ist der Film selbst fantastisch inszeniert. Mit viel Zeit und Leidenschaft gedreht und von den Darstellenden hervorragend umgesetzt.

Die Kameraführung, der Schnitt, die Perspektiven und die Stimmungen sind perfekt und fangen die Zeit nach dem Krieg in Amerika treffend ein. Man kann sich sehr gut und diese Zeit und in die Umstände hineinversetzen, so dass man denkt es wird Realität dargestellt. Aber diese wird durch die zu übertriebene und lückenhafte Geschichte zerstört.

So zerstört der Film „Der Brutalist“ alles was er im ersten Teil vor der Pause gut aufgebaut hat im 2. Teil brutal. Dazu setzt er am Schluss noch einen dokumentarischen Abschluss auf der ersten Bienale in Venedig, welcher wieder Realität vorspielt. Dieses Mal aus einer sehr trivialen Touristensicht. Es wird hier versucht Teile des Films zu erklären, aber auch das bleibt unfertig und hinterlässt ein brutal zerstörtes Ende.

Was ist schon normal – Artus mal 2

Regie & Drehbuch: Artus

Besetzung: Artus, Clovis Cornillac, Alice Belaïdi, 11 Laiendarstellende als die Reisegruppe

Erscheinungsdatum: 17.01.2025 auf Blu-ray, DVD, TVoD

Trailer: (23) WAS IST SCHON NORMAL? | Offizieller Trailer – YouTube

Artus ist in Deutschland zwar weniger bekannt, aber in Frankreich eine ganz große Nummer. Wie so oft haben es französische Darsteller schwer auch international zu punkten. Mit dem Thema Inklusion hat es der Mainstream auch oft schwer und da muss schon eine sehr gute Komödie entstehen, damit es auch beim breiten Publikum ankommt. „Ziemlich beste Freunde“ ist hier ein allseits bekanntes Beispiel und „Was ist schon normal“ hat ähnliches Potential.

Nach einem Raubüberfall flüchten Paulo (Artus) und sein Vater (Clovis Cornillac) vor der Polizei und finden ausgerechnet Unterschlupf in einem Reisebus, der junge Erwachsene mit Behinderung an ihren Urlaubsort in die Berge bringen soll. Paulo und sein Vater geben sich kurzerhand als der fehlende Mitreisende Sylvain und dessen Betreuer aus – eine fast perfekte Tarnung. Allerdings ist es auf die Dauer schwer nicht normal zu sein und über allem steht die große Frage: Was ist schon normal?!?

Besonders gelungen ist die Besetzung des Reiseteams mit Menschen mit Behinderung. Diese spielen so herrlich authentisch und unbekümmert, dass man selbst gerne auf diese Reise mit Ihnen gehen würde. Dabei ist der Alltag alles andere als leicht, da „normale“ Grenzen in der Gruppe ständig überschritten werden. Aber das alles ist so fröhlich, so traurig, so tragisch und auch so befreiend.

So findet man es am Schluss schade, dass die Reise vorbei ist, aber das Ende lässt neue Reisen offen und zur Not kann man sich ja jetzt die DVD, die Blu-ray oder das TVoD einfach nochmal ansehen. Die Extras auf der DVD und der Blu-ray sind überdies sehr persönlich und die Synchronsprecher sind teilweise Schauspielende und Laien mit Behinderungen.